11. Die Selektionslehre 457
viel- Ausdruck Orthogenese, es sind aber hierhin gehörige Gedanken auch
ung vor Eimer schon u. a. von K. E. v. Baer und von Nägeli geäußert wor-
, die: den. Nach diesen Forschern soll nämlich die Ursache der Abänderung
mten überhaupt nicht in der Umwelt, sondern lediglich in den Keimzellen
seren. selber gesucht werden, und es gibt in der Tat gewisse Erscheinungen, die
elek- diese Annahme nahelegen.
erb- Da sind vor allem die sog. Exzessivbildungen anzuführen, wie z. B.
der- das Geweih des Hirsches oder das des Hirschkäfers, die sonderbaren Fort-
\rten sätze vieler Muschelschalen u. a. m. Bei diesen Erscheinungen befriedigt
(Jo- der Erklärungsversuch aus der Zuchtwahl im allgemeinen und aus der ge-
Wis- schlechtlichen Zuchtwahl im besonderen recht wenig. Sollen wir uns etwa
t be- vorstellen, daß ein Hirschkäferweibchen zu ästhetischen Gefühlen beim
von Anblick eines möglichst stark gehörnten Männchens angeregt würde ?
nehr Solche Monstrositäten, die im ganzen Tierreich sehr häufig sind, machen
doch vielmehr durchausden Eindruck, als ob irgendein indemOrganismus liegen-
gen- des Abänderungsprinzip sozusagen zu Tode geritten wird, weshalb denn
chst auch vielfach solche Arten im Aussterben begriffen oder ausgestorben
sind, weil derartige Bildungen doch schließlich allzu unzweckmäßig wer-
ün- den. Hier kommt also trotz aller „natürlichen Zuchtwahl‘‘ die Entwick-
hei- lung aus der Sackgasse, in die sie sich verlaufen hat, nicht mehr heraus.
La- Ja, im Grunde genommen beweist schon die ganze Paläontologie mit
livi- ihren unzähligen ausgestorbenen Arten, daß eben nicht nur die die An-
urch passung fördernde Macht der Selektion, sondern mindestens neben ihr
end- auch eine sie hemmende Beharrung des Entwicklungsvorganges
urch tätig ist, und beide in einem fortdauernden Kampf stehen. Weitere starke
nNgs- Gründe für die Wirksamkeit solcher „orthogenetischer Faktoren‘ liegen
gen in neueren genauen Feststellungen über die tatsächlich vorkommenden
1es’ (natürlichen oder künstlichen) Variationen. Es hat sich dabei heraus-
ıten gestellt, daß diese keineswegs „regellos‘“ in allen möglichen Richtungen
alls- erfolgen, sondern stets nur in einzelnen wenigen ganz bestimmten
vor- (Eimer, Tower, R. Hertwig). Ferner ist hier das „Dollosche Ge-
pro- setz‘ zu erwähnen, welches besagt, daß einmal rudimentär gewor-
ält, dene oder ganz geschwundene Organe niemals wiederkehren,
ein sondern bei Wiederkehr des Bedürfnisses durch andere neue Organe
Be- ersetzt werden. Bei alleiniger Wirksamkeit der Zuchtwahl wäre kein
ge- Grund einzusehen, warum eine Entwicklung nicht auch einmal bei
um Umkehrung der Bedingungen rückwärts gehen sollte. Dies ist bisher
be- niemals beobachtet worden.
10t- Schwieriger ist die Frage, worin diese orthogenetischen Tendenzen
rien näher begründet zu denken wären. Eine mögliche Lösung ergibt sich
anz aus einer von Weismann stammenden Umformung der Selektions-
be- lehre?38%), deren wesentlicher Grundgedanke der folgende ist: die in den
‘ten Chromosomen enthaltenen Gene, oder in Weismanns Ausdruck „De.