11. Die Selektionslehre 461
)amit beabsichtigt haben sollte. Die teleologische Betrachtung kann immer
dann nur neben der kausalen, nicht an ihrer Stelle stehen. Wenn man das
r doch. berücksichtigt, steht sogar nichts im Wege, auch dem Artbildungs-
Arten prozeß den Charakter einer Handlung, d. h. ein seelisches Gegenstück,
°h Va- zuzusprechen, und in diesem Sinne mag der „6lan vital‘ Bergsons
n man ebenfalls gern anerkannt werden, sei es, daß man ihn als unbewußt
immel triebhaft wirkende Kraft, sei es, daß man ihn als Ausfluß einer alle unsere
rzelle, Begriffe übersteigenden Schöpferweisheit ansieht.
allem Unsere Kritik der Selektionslehre würde allzu unvollständig sein,
. jener wenn nicht noch drei ihr sehr oft entgegengehaltene Einwände besonders
r, wie angeführt würden, das ist 1. die fehlende Beziehung zahlreicher Ver-
Rich- nichtungsfaktoren (Krankheiten, Wetter, Räuber usw.) zu den angeb-
eneigt lich durch die „Zuchtwahl‘‘ heranzuzüchtenden Eigenschaften, 2. der
hl gar mangelnde Selektionswert der kleinen Abänderung und 3. die
lassen sog. Panmixie (allgemeine Vermischung). In bezug auf ersteren
;amm- Punkt (vgl. auch S. 433) ist zu sagen, daß es zwar an sich richtig ist,
3 Auf- wenn die Gegner des Selektionsprinzips betonen, daß zahlreiche Ver-
Arten nichtungsfaktoren, vor allem Brutschädigungen aller Art, zumeist keiner-
nicht lei direkte Beziehung zu irgendwelchen ‚„vorteilhaften‘‘ Eigenschaften
getier haben, sondern wahllos das Angepaßte, wie das nicht Angepaßte tref-
ormen fen??). Aber das beweist gar nichts gegen die Möglichkeit, daß trotzdem
er ein auch die Selektion wirksam sein kann, denn es genügt für diese, daß unter
ß den den zahlreichen verschiedenen in Betracht kommenden Vernichtungs-
: Rep- ursachen eine einzige ist, die in einer direkten Beziehung zu einer An-
tein- passungseigenschaft steht. Zu allem Überfluß sind in neuerer Zeit mehr-
:annte fach Versuche gemacht worden, die ganz einwandfrei dartun, daß beim
Aypo- Aussetzen gemischter Bestände von Pflanzen oder Tieren gewisse Varie-
lürfen täten sehr stark, andere sehr wenig dezimiert werden, so daß in kürze-
haupt ster Frist die einen die anderen weit überwiegen 33). Daß also die Selek-
ch bis tion unzweckmäßige Mutanten zum mindestens ausmerzen kann, ist
phylie sicher nicht zu bestreiten. Allein sie kann — so sagen ihre Gegner —
391), nichts Positives schaffen. Hier setzt der zweite Einwand ein: Eine kleine
lungs- Veränderung, so sagt man, z. B. in der Flügelfarbe eines Schmetterlings
. dem kann diesem gar nichts nützen, selbst wenn sie sich in der Richtung auf
agten eine Mimikry hin bewegt. Denn der Vogel, der die immune Art nicht
al be- frißt, wird auf jene kleine Änderung gar keine Rücksicht nehmen, son-
qu6- dern den Besitzer genau so fressen wie alle seine ungeschützten Art-
' Ent- genossen. Damit hier ein Schutz wirksam werden könnte, müßte gleich
hatte, von vorherein schon eine sehr weitgehende Ähnlichkeit da sein, die
hange unmöglich als Resultat einer einzigen Mutation angesehen werden kann.
‚chen- Selbst dann aber, wenn eine solche denkbar wäre, würde sie nichts nützen,
n un- weil sie durch die allgemeine Bastardierung in kurzer Zeit völlig wie-
nicht der verwischt wäre. — Es ist zuzugeben, daß das erste Argument in dem