11. Die Selektionslehre 463
ECES H.) gar nichts gegen diejenigen Verfolger, die speziell auf diese Beute
im eingerichtet sind, und gegenüber den anderen, die sich etwa dadurch
einen irritieren lassen würden, kommen sie nicht in Betracht, da diese die frag-
ihrige lichen Beutetiere gar nicht mögen. Weiter hat Heikertinger wie auch
1äßt. andere Kritiker?) geltend gemacht, daß in zahlreichen Fällen die Ver-
® ein: treter der Mimikryhypothesen den Beweis schuldig geblieben seien, daß
schen die Verfolger die betreffenden Beutetiere überhaupt mittels desjenigen
Eden Sinnes wahrnehmen, auf den die Mimikry angeblich wirken soll. So
auch sei z. B. die berühmte Wespennachahmung der Fliegen den Spinnen
meist gegenüber vollkommen wertlos, da nach angestellten Versuchen diese
in als sich dabei gar nicht auf den Gesichtssinn verlassen. ; En
erüne Es hält für den Außenstehenden außerordentlich schwer, sich bei dieser
6 ar Uneinigkeit der Fachleute untereinander ein einigermaßen begründetes
um. Urteil zu bilden. Fälle wie der berühmte indische Blattschmetterling
ver: Callima paralecta oder das wandelnde Blatt, die Stabheuschrecken und
en. viele andere wirken so unmittelbar überzeugend, daß man sich immer
War: wieder sagt: hier kann kein Zufall walten. Irgendeine innere Beziehung
Dr zwischen der Blattform und jenem Schmetterling besteht hier sicher.
hat Und welche sollte das sein, wenn nicht die, daß der Schmetterling durch
Ab: dieses sein äußeres Kleid vor den Blicken geschützt wird? Heiker-
Ti Ef. tinger selbst gibt das zu, fordert jedoch, daß man lieber auf die Erklärung
Sec einstweilen verzichten, als Hypothesen aufstellen solle, die vor der Nach-
an prüfung nicht standhalten. Gewiß, das ist richtig. Aber auf der anderen
R die Seite steht auch das fest, daß die Naturwissenschaft es nicht mit der
auf: bloßen Registrierung von Tatsachen, sondern in erster Linie mit deren
Erklärung zu tun hat???). Wie soll sie aber zu einer solchen kommen
N eres ohne zweckentsprechende Hypothesenbildungen ? — Nun können aller-
ie dings sicherlich zahlreiche Fälle einfacher „Schutzfärbungen‘‘ auch ganz
N ODS- gut ohne Selektionshypothese durch die einfache Hypothese des ‚„,Auf-
daß suchens‘“ oder des ‚„„Probierens und Behaltens‘‘ erklärt werden. Viel-
? leicht legt sich der Hase deshalb in die Feldfurchen, weil er im Laufe der
at Stammesentwicklung „gelernt hat‘, daß ihn da seine Feinde am wenig-
nen sten bemerken, deren er zahllose hat, die ihn mit allen möglichen Sinnen
Ker- wahrnehmen (hier trifft Heikertingers Einengung der Beziehung von
bei: Verfolger und Beute sicherlich nicht zu). Es spricht vieles dafür, daß der
wie Hase sich dieses Schutzes bewußt ist, soweit ein Tier Bewußtsein von
nter- etwas haben kann. Aber diese Erklärung versagt z. B. im Falle der wei-
LOTE ßen Polartiere, die doch wohl nicht deshalb nach Norden gewandert sind,
F weil sie einmal weiß waren. Hier dürfte vielmehr die Hypothese der
Haß „direkten Bewirkung‘‘ (Kälteaberrationen mit einsetzender Auslese)
N ESCN am meisten für sich haben), Bei den angeführten ganz besonders be-
hen rühmten Beispielen versagt aber auch diese Erklärung total, und hier
hach bleibt dann wirklich nur die Wahl zwischen dem Verzicht einerseits, der