Full text: Ergebnisse und Probleme der Naturwissenschaften

1. Ursprung des Menschen 469 
wieder zuzuführen, der sie durch das Eingehen in die Welt der „Materie“ 
entzogen worden ist. Wenn die Kirche auch offiziell die dahin zielenden 
gnostischen Lehren mehrfach verwarf und nominell an dem Satze fest- 
hielt, daß die ganze Schöpfung „gut“ sei (gemäß Gen. 1, 31), so ist doch, 
wie die Geschichte zeigt, praktisch davon wenig Einfluß zu verspüren 
gewesen. Erst die Entwicklung der modernen Naturwissenschaft brachte 
darin eine wesentliche Änderung. Doch hat die an sie sich anschließende 
„Aufklärungszeit‘“ in anderer Hinsicht auch wieder zur Vertiefung 'des 
Gegensatzes zwischen Mensch und Natur beigetragen.‘ Der Mensch als 
Natur einziges ‚„,Vernunftwesen“‘‘ stand auch ihr so himmelhoch über der übrigen 
n. Be- Schöpfung, daß der „deutsche Idealismus‘ kaum weniger scharf als die 
e des Kirche opponierte, als mit. Darwins Werken zum ersten Male ernst- 
. Am haft die Möglichkeit einer realen Verknüpfung des Menschen mit dem 
mlich Tiere auftauchte. — Während nun bei uns sich die Wogen dieses damals 
stand so gewaltiges Aufsehen erregenden Streites bereits einigermaßen ge- 
‚weil glättet haben, zeigt uns das Beispiel Amerikas, wie stark doch noch 
inder immer unter der scheinbar ruhigen Oberfläche die Gegensätze weiter 
igiöse wirken. Es ist daher jetzt unsere Aufgabe, diesem Problem in seinen 
n den verschiedenen Verzweigungen nachzugehen, es enthält mehrere Unter- 
‚assen fragen: zunächst die, in welchem genetischen Zusammenhange der 
bend- Mensch mit der untermenschlichen Natur steht. Zum zweiten die, 
nfluß welchen natürlichen biologischen Bedingungen seine höheren Tätig- 
na. mit keiten, und zwar sowohl die der Individuen wie die der menschlichen 
nden. Gemeinschaften, dauernd unterliegen, und endlich, welche Einwirkungen 
in der der Mensch seinerseits rückwärts auf die außermenschliche Natur aus- 
. auUS- übt. Unsere erste Erörterung gilt also der Frage nach dem 
enden 
tarte- 1. Ursprung des Menschen 
selbst Diese ist zwar wohl nicht nach Haeckels Ausdruck ‚die Frage aller 
schen Fragen‘‘, aber sie ist immerhin von ungeheurem Interesse für jede Welt- 
n der anschauung, und ohne ihre sorgfältige Berücksichtigung kann man un- 
ensch möglich zu haltbaren Ergebnissen in einer solchen kommen. 
ıtums Unser Wissen über den Ursprung unseres eigenen Geschlechts — diese 
Men- Erkenntnis müssen wir leider an die Spitze stellen — ist. sehr mangel- 
dem haft. Was man bisher durch geschichtliche und urgeschichtliche, geolo- 
ıd. der gische und paläontologische, ethnographische, ethnologische und philo- 
chnei- logische Untersuchungen herausgebracht hat, stellt heute schon eine 
{gabe ganz ungeheure Summe von Wissen dar, wenn man es vergleicht mit 
dem Zustande der Anthropologie vor 100 Jahren, ist aber doch recht 
wenig, erst ein kleiner Anfang, gemessen an dem, was wir eigentlich 
wissen müßten, um sagen zu können, daß wir uns über‘ den Ursprung 
unseres Geschlechts völlig klar wären. Darin, daß wir dies von vornherein 
uns vergegenwärtigen, braucht aber wiederum kein Grund zu einer mut-
	        
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