Full text: Ergebnisse und Probleme der Naturwissenschaften

3. Gehirn, Seele und Bewußtsein 511 
ischen lische doch als das Handelnde in Betracht käme, und daß der Begriff 
Erich Handeln ebenso wie der des dabei verfolgten „Ziels‘‘ (mit anderen 
ist, hat, Worten also die Teleologie der organischen Natur) die Zeitlichkeit ent- 
ung der halte. Diesem Einwurf läßt sich vielleicht durch einen Vergleich am 
stheore- wirksamsten begegnen. Denken wir einmal an das Wirken eines Künst- 
;‘) nach- lers, das ja überhaupt am ersten als Vergleich für die göttliche Schöpfer- 
chülern, tätigkeit zu gebrauchen ist, und zwar sei es zunächst ein Komponist, des- 
gesteht, sen Werk wir ins Auge fassen. In diesem Werke ist zeitlicher Ablauf aller- 
Position dings konstitutiv enthalten; Melodie, Rhythmus und Dynamik sind 
gnahme nichts ohne die Zeit, in der sie ablaufen, nur die Harmonie steht jen- 
: Wech- seits der Zeit, sie geschieht nicht, sondern ist einfach. — Nun ist es 
ı sahen, aber eine allgemein bekannte Tatsache, daß auch eine andere Kunst 
juenter- ganz ähnliche Wirkungen auslöst wie die Musik, nämlich die Archi- 
t ansah tektur. Man hat mit Recht unsere gotischen Dome gefrorene Musik 
1) Form genannt, in der Tat wirken die Linienführungen solcher Bauwerke 
ben mit Melodien ähnlich, obwohl sie nicht ablaufen, sondern einfach da sind. 
für ent- Dieser Vergleich kann uns vielleicht helfen bei dem Versuch, uns ein 
‚ keinen telos, ein Wirken, vorzustellen, das ohne Zeit ist. Was in der Melodie 
sformen nämlich das sinnvolle Nacheinander ist, das ist in der Wölbung des 
teht die Domes die sinnvolle Gestalt, die das „daran hinwandernde‘‘ Bewußt- 
sychisti- sein (s. oben) ganz ähnlich erlebt wie jene Melodie. Auf diese Weise ge- 
pt mög- winnen wir Vielleicht eine ungefähre Ahnung davon, wie man sich das 
Ss denn ‚„„Wirken‘‘ des Universell-Psychischen vorstellen kann, ohne es deshalb 
ttelbare in die Zeit hinabzuziehen. 
‚weifels- In diesem Zusammenhange ist dann aber auch das Freiheits- 
andlung problem zu betrachten, das bekanntlich gewöhnlich so formuliert wird, 
um von daß man fragt, ob ich in einem gegebenen Augenblicke so oder so handeln 
t es so kann. Sobald wir auf den Standpunkt Minkowskis hinübertreten, 
ume zu erkennen wir, daß wir hier nichts anderes als das uns bereits bekannte 
ler Zeit Problem der Kontingenz der Welt vor uns haben. Wir sahen oben, 
je Sätze daß dieses möglicherweise aufhebbar ist in Hinsicht au‘ das allgemeine 
‚gelten‘ Sosein der Welt (ihre Gesetze), was nichts anderes bedeuten würde, als 
standen daß diese sich in reine Arithmetik, nämlich eine Arithmetik statistischer 
lt eines Art, auflösen lassen würden (s. oben S. 207£.). Wir sahen aber auch, daß 
‚m Zeit- dann erst recht der „historische Urbau‘‘, d. i. die spezielle Beschaffenheit 
tiges — der Welt hic et nunc, völlig kontingent wird. Und wir sahen weiter 
ollen — (vgl. S. 212f.), daß gemäß der neuen Physik es nicht mehr zulässig ist, 
nst der im klassisch-mechanistischen Sinne diesen historischen Urbau durch 
Psycho- zwei (meist unendlich nahe aneinander gelegte) Weltquerschnitte t = t, 
‘beispiel und £ = 4 eindeutig bestimmt zu denken, wir vielmehr die hierbei 
Becher für den „Anfangszustand‘‘ gelassene Freiheit richtiger über 
Werte“ die ganze „Welt‘“ verteilen müssen, deren Spaltung nach 
las See- Zeit und Raum ja doch sowieso nicht notwendig erscheint.
	        
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