3. Gehirn, Seele und Bewußtsein 515
abilität‘‘, mus‘‘® verbauen wir uns gerade den Weg zu den wichtigsten Problem-
seelischen stellungen. Solange wir die Biologie zur „Naturwissenschaft‘““ rechnen
gespannt- wollen, gehört auch die Psychologie zum wenigsten zu einem Teile mit
im Sinne zu der letzteren, denn Biologie ohne Psychologie ist ein Torso, da die
schon. an- Lebewesen nun einmal empfindende und handelnde Wesen sind. Der
er Schöp- Einwand, daß ja dann zuletzt auch die ganze menschliche Kulturtätigkeit
» Umwelt in die Naturwissenschaft gehöre, da sie ja auch auf seelischen Leistungen
mnsch lebt beruhe, zieht nicht. Denn hier liegt wieder eine neue ‚‚Emergente‘‘
<_ Beweis vor, und der bisherige Sprachgebrauch bezeichnet eben die von dieser
ich, wenn handelnden Wissenschaften als Geistes- oder Kulturwissenschaften, und
en hinein- es ist kein Grund einzusehen, warum man ihn umstoßen sollte. Natür-
Texküull lich ist es richtig, daß die Psychologie neben ihrer naturwissenschaft-
diese Er- lichen auch eine geisteswissenschaftliche Seite hat. Die Biologie hat ja
ie auf die neben ihrer psychologischen und vitalistischen auch eine physikalisch-
18 psycho- chemische Seite. Die naturwissenschaftliche Seite der Psychologie aber
Freiheits- ergibt offenbar den Unterbau einer ganz allgemeinen Psychologie,
n. 150) er- nicht nur spezieller Menschenpsychologie (der üblichen Psychologie) und
mit Frei- Tierpsychologie, sondern einer das gesamte Reich des Lebens umfassen-
\ bei sonst den Psychologie, d. h. eben einer Darstellung der seelischen Seite
acer sicht des gesamten Naturlebens. Diese Aufgabe ist heute kaum erst in
Anm, 172 Angriff genommen, kann auch vielleicht erst dann wirklich weiter ge-
schen Un- fördert werden, wenn die Einzelpsychologie, besonders die der niederen
lassen sich Tiere, zu greifbareren Ergebnissen gekommen sein wird. Wir werden
sollte, daß lernen müssen, daß auch auf diesem Gebiete wie auf dem der Physik,
ten werde, der Erfolg eines einheitlichen theoretischen Gebäudes uns nicht auf den
heute sich ersten Anhieb in den Schoß fällt, sondern daß wir darum noch lange
osophische werden ringen müssen. Das Programm aber läßt sich heute schon
‚Ben kann, ganz unzweifelhaft zeichnen, und dagegen werden auch alle positivi-
recht nicht stischen Dogmen nichts helfen. Es ist bezeichnend, daß gewisse positi-
„ daß nun vistische Kreise schon jetzt wieder gegen alle derartigen Versuche oppo-
Forschung nieren, so wie sie seinerzeit gegen jeden Versuch einer einheitlichen
9 ist schon physikalischen Theorie opponiert haben, indem sie beide Male solche
‚von. Notiz Versuche als „‚metaphysisch‘‘ zu brandmarken und wissenschaftlich un-
Seelischen möglich zu machen versuchen. Wir wollen die dadurch bedingte sorg-
"ann. heute fältige Kritik gern als notwendig und verdienstlich anerkennen, die
is als eine Grundeinstellung jedoch, aus der diese Negation hervorgeht, lehnen wir
le Begleit- ab. Es ist die, welche Goethe mit den bekannten Versen vom „gelehrten
nit. der sich Herrn“‘ treffen wollte. „Die Welt ist tief, und tiefer als der Tag gedacht‘.
yucht, geht Wer das vergißt, der verliert zuletzt auch den Anschluß an kommende
ı und deut: wissenschaftliche Entwicklungen. Weiterhelfen kann uns nur die Ver-
chören: zur bindung der größtmöglichen Nüchternheit in der Kritik mit der weit-
1e, da beide herzigsten Bereitwilligkeit, alles wirklich Neue ernsthaft ins Auge zu
schavigüris: fassen. In diesem Sinne verlangt auch der moderne wissenschaftliche
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