516 IV. Natur und Mensch
Okkultismus Berücksichtigung. Wir können dabei nicht vorsichtig ge-
nug sein, aber wir müssen uns auch ebenso grundsätzlich vor negativem
Dogmatismus hüten %),
Hiermit muß es nun aber von diesem Gegenstande genug sein, und
wir müssen eine andere Seite des Zusammenhanges menschlicher Kultur-
leistungen mit den natürlichen biologischen Bedingungen seines Wesens
ins Auge fassen, auf die ebenfalls im vorigen bereits einige Male an-
gespielt wurde, deren ausführlichere Erörterung wir aber bis hierhin
verschieben mußten. Wir können das Folgende überschreiben mit den
Worten
4. Erbanlage und Kultur
und bemerken vorab, daß dieses Thema sich in zwei Unterthemen glie-
dert. Zum ersten handelt es sich um die Frage, welchen Einfluß die Ver-
schiedenheit der Menschenrassen, die ja Träger gewisser Gruppen
von Erbanlagen sind, auf ihre kulturellen Leistungen hat, zum anderen
um die allgemeinere Frage, wie sich auch innerhalb einzelner Völker
oder Rassen die kulturelle Leistungsfähigkeit auf die einzelnen Erb-
stämme verteilt. Die praktischen Folgerungen aus der letztgenannten
Gruppe von Erkenntnissen sucht die sog. Rassenhygiene oder Euge-
nik zu ziehen. Man muß jedoch, wenn man das erstere Wort gebraucht,
sich dabei klar sein, daß ‚Rasse‘ dann in einem anderen Sinne gebraucht
wird als in der Anthropologie, wo man bei diesem Worte eben an Neger
und Indianer, nordische und alpine usw. Menschen denkt, während die
sog. Rassenhygiene sich, wenigstens direkt, darum nicht kümmert. Zu-
nächst also
a) Rasse und Kultur
Da wir mit diesem Thema einen der zur Zeit am heißesten umstrittenen
Gegenstände anrühren, so ist doppelte Vorsicht geboten; es ganz zu
übergehen erschien jedoch dem Verfasser in der gegenwärtigen Lage als
untunlich %51),
Die Definition des Begriffs der Menschenrasse ist schwer einwandfrei
zu gestalten. Man versteht darunter im allgemeinen eine Gruppe von
Menschen, die in ihrem körperlichen (und vielleicht auch seelischen) Merk-
malen sich deutlich von anderen ähnlichen Gruppen abhebt und diese
Merkmale konstant weiter vererbt. Aus letzterem Grunde sind z. B.
die Mulatten keine Rasse, denn ihre Nachkommen „mendeln auf‘‘, da-
gegen sind etwa die Mongolen, die Malaien, die Papuas, die Hottentotten,
Buschmänner usw. unzweifelhaft erkennbare Rassen, deren charak-
teristische Merkmalskomplexe bei allen ihren (rein gezeugten) Nach-
kommen immer wiederkehren.
Ehe wir von hier aus zu den schwierigeren Fällen, insonderheit den
europäischen Rassen, übergehen können, bedarf es jetzt einer kurzen
US