Full text: Ergebnisse und Probleme der Naturwissenschaften

36 I. Kraft und Stoff 
es zufällig auch einmal historisch mit Händen zu greifen, daß eben nicht 
diese bloße ‚„vereinfachende‘‘ Umformung es macht — denn sonst Auf de 
wäre nicht Newton, sondern Kepler selber der Entdecker des Gravi- Mensch 
tationsgesetzes geworden —, sondern daß aus der wissenschaftlichen Wissensc 
Phantasie erst etwas ganz Neues hinzukommen mußte, und dies Neue zu ihrer 
war eben — eine Hypothese. Aber eine Hypothese, die sich ebenso nachher 
wie die Atomistik nachher als eine Tatsache ausgewiesen hat, nur daß oder die 
es in ihrem Falle nur hundert Jahre, in jenem aber fast zweitausend Naturfor: 
Jahre gedauert hat, bis sich dieser Ausweis vollzog. Das Vorhandensein ein leich 
der allgemeinen Anziehung ist eine unbestreitbare Tatsache, seit Ca- Dutzend 
vendish mit der Drehwaage und nach ihm zahlreiche andere Phy- verkehrte 
siker, wie Richarz, Jolly, Krigar-Menzel und neuestens Eötvös der Satz, 
mit anderen höchst empfindlichen Vorrichtungen sie nachgewiesen und ausgeSPT 
aufs genaueste ausgemessen haben”7). Dieses zunächst hypothetische, schaftlich 
d.h. nur vermutete Auffinden eines ganz neuen Tatbestandes, an den von heut: 
vor Newton kein Mensch gedacht hatte, ist das einzige, worauf es schluß dı 
hier wirklich ankommt, und demgegenüber sind aller denkökonomische Naturwis 
und heuristische Wert gänzlich nebensächlich. Daß bei einer zutreffen- ganz bes 
den Hypothese diese beiden stets im Überfluß vorhanden sind, versteht bildung, | 
sich von selbst. funden i 
Wenn wir so in aller Schärfe unseren Standpunkt dem jener „Hypo- durch weı 
theseophobie““ (Ed. v. Hartmann) gegenübergestellt haben, so wollen Zusamme 
wir doch, um auch der anderen Seite ihr Recht widerfahren zu lassen, einem „I 
nicht abstreiten, daß der positivistischen Hypothesenkritik doch aus der 
gewisse Wahrheitsmomente zukommen, die es jetzt noch etwas näher zuzählen, 
herauszustellen gilt. Zum ersten ist es unbezweifelbar, daß eine Ver- wie Beist 
mutung natürlich nicht das gleiche ist wie eine Tatsachenfeststellung. aber selb 
Wenn Leverrier den achten Planeten (Neptun) jenseits des Uranus Stelle veı 
vermutete, den noch kein Mensch gesehen hatte, oder Mendelejeff Doch n 
die drei obengenannten Elemente „„voraussagte‘“, so waren das zu- Kritik ei 
nächst nur solche Vermutungen, die sich erst nachher als Tatsachen zahlreiche 
auswiesen. Das gleiche gilt für die Gravitation, die Lichtwellen, die Hypothes 
Atome u.a. m. Was wir bestreiten, ist nur, daß solchen Vermutungs- BASE da, 
urteilen eine völlig andere Art von Inhalt zuzusprechen sei als den we 
Tatsachenurteilen. Inhaltlich ist es vielmehr ganz einerlei, ob ich sage: NS | 
ich weiß, daß noch ein achter Planet existiert, oder: ich vermute Ba blo 
das. Gemeint ist mit der Vermutung ganz dasselbe wie mit der Fest- m 
stellung. Nur ist der Grad der Gewißheit ein verschiedener. Jene Hypo- tr ömung 
thesenkritiker glaubten dagegen, den „hypothetischen‘“ Aussagen einen Hl 
ganz anderen Inhalt zuschreiben zu sollen. Nach ihnen meinte die « de F 
Aussage z. B. betreffend der Gravitation eigentlich etwas ganz anderes, oe 
als was sie zunächst sagte, nämlich keine reelle Wirklichkeit, sondern BR druck 
nur ein ‚Modell‘. Dagegen erheben wir hier Einspruch. dr for 
er math«
	        
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