7. Problem der Werte 569
Ausdruck seine völlige Verselbständigung, vollzogen hat, entzieht sich zum weit-
n Gebiete aus größten Teile unserer Kenntnis. Soweit es erforschbar ist, ist eben
‚ bei dem dies der Gegenstand der Kulturgeschichte. Diese muß sich aber des-
rentwick- halb immer darüber klar bleiben, daß sie von sich aus die Geltung der
twicklung Werte selbst nicht begründen kann, sondern nur & posteriori aufweisen
kann, wie sich diese Geltung im einzelnen durchgesetzt und entfaltet
vestreiften hat. Hiermit ist aller bloße Historismus ausgeschlossen, der (irrtümlich)
n müssen, die Geltungsfrage mit der Entstehungsfrage zusammenwirft 491), Es ist
1end. ganz für die Geltung der mathematischen und physikalischen Wahrheiten
so gut wie vollkommen gleichgültig, auf welchen Wegen sie gefunden
worden sind. Sind sie einmal da, so gelten sie, unabhängig von allen
zeitlich geschichtlichen Bedingungen. Wir haben schon oben dargelegt,
;urwissen- daß deshalb auch der S penglersche Relativismus abzulehnen ist. Die
t, sondern Kulturwerte sind nicht nur Werte für bestimmte Zeiten, Epochen und
r sonst an Völker, sondern es steckt in ihnen jederzeit neben dem zeitgeschichtlich,
rbeigehen rassisch usw. Bedingten auch ein Unbedingtes, einfach Gültiges, das jen-
seits aller Relativität steht. Eines freilich lehrt die historische Betrach-
ı erörtern tungsweise mit unmißverständlicher Deutlichkeit und in diesem einen
Gesagtes steckt der wahre Kern der relativistischen Behauptungen so mancher
chnischen heutigen Kulturkritiker: es ist grundsätzlich immer falsch, wenn
‚ vierten die Menschen glauben, auf irgendeinem dieser Wertgebiete
n, Guten die absolute und letzte Wahrheit, den letzten Wert selbst,
er Haupt- sozusagen in der Hand zu haben. Sobald die Wissenschaft sich
‚ber einer vermißt, das endgültig Letzte gesagt zu haben, wird sie, wie die ganze
tes Wert- Erfahrung zeigt, zum voreiligen Dogmatismus und gräbt sich selber ihr
ligen‘‘490) eigenes Grab. Denn jede wissenschaftliche Theorie ist, wie Einstein
den reli- sagt, einer Aufnahme in eine höhere und umfassendere Theorie fähig
isammen- und bedürftig und empfängt zuletzt von dieser aus ihre Grenzsetzung.
blem des Es ist offensichtlich, daß das gleiche auch z. B. für das sittliche Ge-
och nicht biet gilt. Die Geschichte der Ethik zeigt deutlich, wie auch hier immer
wieder niedere Wahrheiten in höheren aufgehen und mit anderen
sschichte, zusammen eingeordnet werden in übergreifende Werturteile. So und
nen kon- nicht anders sind die bekannten Worte der Bergpredigt „Ihr habt gehört,
den. Am daß zu den Alten gesagt ist... Ich aber sage euch...‘ zu verstehen.
ler oben- Jede solche neue Einsicht bedeutet also keine Aufhebung des Früheren.
; haben, Die Newtonsche Gravitationstheorie ist nicht durch die Einsteinsche
‚en. über- als „falsch‘‘ erwiesen, aber sie rückt in die Rolle einer bloßen „ersten
jete eine Näherung‘‘ ein, der die umfassendere und vollständigere Theorie Ein-
an willen steins eine zweite und weitere an die Seite stellen kann.. Ganz ähnlich
lich spät ist auch das Verhältnis der höheren ethischen Urteile zu den niederen
ngen hin aufzufassen, wobei freilich in beiden Fällen auch direkte Fehlurteile
die Los- (Irrtümer) nicht ausgeschlossen sind, denen gegenüber es kein „Ein-
ssen und ordnen“‘, sondern nur ein ‚„Widerlegen‘‘ gibt, Die Unfähigkeit der meisten