624 Anmerkungen
mann, München); ferner die weiter unten zitierten Bücher von Scheidt, Boas und
Luschan, sowie vor allem auch das ausgezeichnete, tiefgründige und reichhaltige
Werk von L. Schemann, ‚„„Die Rasse in den Geisteswissenschaften‘‘, 3 Bände,
Verlag J. F. Lehmann, München.
452) Man könnte hiergegen einwenden, daß die in den fraglichen Fällen anzu-
wendenden statistischen Methoden doch auch Mathematik, wenn auch „Approxi-
mationsmathematik‘‘ seien, demnach Kants Satz doch auch hier zuträfe. Damit
wäre aber dessen ursprüngliche Meinung tatsächlich in ihr Gegenteil verkehrt,
denn Kants Ideal war die Mathematik eben deshalb, weil sie „apodiktisch gewisse‘
und nicht nur wahrscheinliche Urteile liefert.
453) Bedenkliche Beispiele derartiger Tendenzschriftstellerei sind Boas’ „Kul-
tur und Rasse‘, sowie Luschans „Völker, Sprachen, Rassen‘‘, soviel wertvolles
Material auch insonderheit in letzterem steckt. Auf der anderen Seite ist auch
Günthers bekanntes Buch keineswegs frei von Übertreibungen nach der ent-
gegengesetzten Richtung, und in der populären „völkischen‘‘ Literatur häufen
sich diese vielfach (zum Schaden einer guten Sache) in unerträglichem Maße. Hier
ist vor allem die Konfusion der Begriffe Rasse, Volk und Sprache oft hoffnungslos.
454) Der wirkliche Stand der Kultur unserer Altvorderen ist in neuerer Zeit
besonders durch Kossinna klargestellt worden. Daß mindestens die Kunst auf
einer sehr großen Höhe stand, beweisen die Goldfunde. Über die eventuellen
astronomischen Leistungen sind die Meinungen noch sehr geteilt; Teudts dies-
bezügliche Behauptungen (‚‚Germanische Heiligtümer*‘‘, Verlag Diederichs, Jena)
wurden von der Fachwissenschaft zumeist bisher abgelehnt, fanden jedoch neuestens
auch von anderer Seite Bestätigung (Umschau 1930, Heft 3). Das eine ist jedenfalls
richtig daran, daß es ein schwerer Irrtum war, wenn man vordem Karl den Großen
als den Bringer der Kultur nach Germanien feierte. Karl hat viel mehr Kultur
zerstört als aufgebaut. Ihm und vor allem seinem Sohn Ludwig dem „Frommen‘‘
danken wir es, daß das geistige Band, das uns mit unseren Vorfahren verknüpfen
sollte, fast ganz abgerissen ist. Er hat das erreicht, was Rom vergebens versucht
hatte: Germanien der romanischen Zwingherrschaft zu unterwerfen. — Über die
Frage der altgermanischen Kultur vgl. auch H. Wirths Monumentalwerk „Der
Aufgang der Menschheit‘ (Diederichs, Jena).
455) Manche dem Okkultismus zuneigende neuere Vitalisten scheinen allerdings
sogar dies der Entelechie, bzw. dem „„Psychoid‘* zuzutrauen, indem sie sich dabei
auf die „Materialisationsphänomene“‘‘ berufen.
456) Als Musterbeispiel solcher Theorien möge ein Aufsatz von Vaerting in
den „Unterr.-Bl: f. Math. u. Natw.‘‘ (1930, 1) angeführt werden.
457) W. Scheidt, „Die rassischen Verhältnisse in Nordeuropa nach dem gegen w.
Stande der Forschung‘ (Stuttgart 1930). Bespr. durch Mühlmann, Arch. f.
Rassen- u. Gesellschaftsbiologie XXV, 3, 330. Ferner Scheidt, Allg. Rassen-
kunde, München 1925.
458) Günthers „Rassenkunde des deutschen Volkes‘ ist heute allgemein be-
kannt. Man vgl. weiter Grant, „Der Untergang der großen Rasse‘‘ (Lehmann,
München 1925); Stoddard, „Der Kulturumsturz, die Drohung des Unter-
menschen‘‘ (ebd. 1925); Schemann, „Die Rasse in den Geisteswissenschaften‘‘,
3 Bde. (ebd. 1928/32), sowie die in Anm. 413 gen. Autoren.
459) Dies betont mit Recht Schemann, s. vor. Anm.
460) Das Problem des Historismus hat am klarsten_in neuerer Zeit Troeltsch
gesehen und entwickelt.
461) Beweismaterial bei Grant, Schemann usw., s. Anm. 458, ferner bes.
Gerlach, „Begabung und Stammesherkunft im deutschen Volke‘, München 1929.
462) Als eines der vielen Anzeichen dieses Zurückgehens der franz. Kultur-
leistung sei angeführt, daß auch in denjenigen Wissenschaften, in denen Frank-
reich ehedem führend war, wie z. B. Physik und Chemie (vgl. Dumas’ stolzes
Wort: „La chimie est une science francaise‘) heute Frankreich völlig ins Hinter-
treffen gekommen ist. Wenn man von Becquerel und P. Curie sowie L. de
Broglie absieht, so sind sämtliche großen Entdeckungen der modernen Physik
von Deutschen, Engländern, Holländern, Skandinaviern usw. gemacht worden.
In der Biologie, speziell der Vererbungslehre, ist die franz. Leistung fast gleich Null.