16 I. Kraft und Stoff
risch (in der Natur unseres Anschauungs- bzw. Denkvermögens gelegen) N atik.
gehalten haben und halten. Andere haben allerdings — und m. E. Experim
mit Recht — sich auf den Standpunkt gestellt, daß diese Frage zu- zu bestr
letzt nur durch die Naturforschung selber entschieden werden kann, a priori
und demgemäß in allem Ernst die Möglichkeit in Betracht gezogen, un in
daß die Welt im letzten Grunde doch eine diskontinuierliche, nicht eine Wandel
kontinuierliche Mannigfaltigkeit darstellt. [So schon Boscovich, gründete
später auch Boltzmann®3).] Sie wäre dann also, modern ausgedrückt, sehen, v
ein Kino, in dem ja auch eine an sich diskontinuierliche Folge von damit bh
Bildern eine kontinuierliche Veränderungsreihe vortäuscht. In neuester welche
Zeit hat diese Annahme plötzlich ein ungeahntes Gewicht durch das den: sch
Aufkommen der Quantenlehre bekommen. Wir werden darauf unten diesem 4
ausführlich einzugehen haben. Sollte sie schließlich recht behalten, so Yon: der
wäre im Grundsatz dann die Infinitesimalrechnung doch nicht die dieser?
eigentlich der Physik angepaßte Methode, an ihre Stelle müßte (bei empirise
den letzten Grundlagen) vielmehr dann ein Rechnen mit zwar sehr notwend
kleinen, aber endlichen Größen, m. a. W. die Arithmetik an die Stelle griffe bi
der Analysis treten, allerdings eine in Statistik übergehende Arithmetik, wir, ob
deren Ergebnisse mit größter Näherung doch wieder durch infinitesimale hängt, c
Methoden erhalten werden könnten (s. unten). Ebenhei
Weiter auf die rein mathematische Seite der Sache einzugehen, ver- haben
bietet der Raum. Wir kommen nunmehr zu dem zweiten Fragen- gezogen,
komplex, dem geometrisch-kinematischen. Beides läßt sich nicht metrie z
trennen, wenn auch die Erkenntnistheorie oft genug versucht hat, die ihre Ges
Geometrie allein ins Auge zu fassen. Die bis vor kurzem nicht nur ganze Se
dem Philosophen, sondern auch jedem Physiker selbstverständliche erschein«
Auffassung war die, daß Geometrie und Kinematik, d.h. in Kants Weite:
Sprache ausgedrückt, die Lehre von der „reinen Anschauungsform‘‘ förmigen
des Raumes und ihrer Kombination mit der der Zeit, vom Standpunkte der in g
der Physik aus gesehen, jedenfalls a priori gegeben seien oder, um es werden‘“‘
mit Weyls Worten?) auszudrücken, daß Raum und Zeit „die leeren sind. gle:
Mietskasernen“‘‘ seien, in die die physikalischen Erfahrungen erst ein- gleich si
ziehen sollen, deren Gesetze aber (eben die Geometrie und Kinematik) garantieı
gerade deshalb schon vorher gegeben sind. Tatsächlich hat kein Phy- ändert ?
siker sich jemals veranlaßt gesehen, etwa „geometrische Kxperimente‘‘ durch el
zu machen in dem Sinne, als ob er seinerseits feststellen müsse, ob aber ein]
z. B. die Winkelsumme im Dreieck = 2 R sei oder dergleichen. Nur ein hat gera«
Mathematiker, Gauß, hat einen derartigen ketzerisch empiristischen Hilbert
Versuch bereits vor fast einem Jahrhundert einmal angestellt (Aus- sind glei
messung des Dreiecks Brocken—Inselsberg—Hoher Hagen). Die Philo- sind? T
sophen haben ihn jedoch zumeist ignoriert. Kant hatte doch die die nach
apriorische Geltung der Geometrie in seiner „Transzendentalen Ästhetik“ Voraus,
bewiesen. — Etwas anders liegt die Sache schon hinsichtlich der Kine- Trägheit