£ Abnorme Entwikelungsphaenomene.
entwickelnde Kraft erwarten sollte, zeigt sich, ‘wenn es auf dieselbe
Weise angewendet. wird, wirkungslos.
X. Pyrogallus. Es ist bekannt, dass die Pyrogallussäure schon
dann eine gewisse Entwickelungskraft hat, ‚wenn sie allein ange-
wendet wird, und dass diese Kraft beteutend durch ‚die Gegenwart
eines kaustischen oder kohlensauren Alkalis erhöht wird. Vor einigen
Jahren fand Lea, dass hydroschwefligsaures Natron (p. 103) das Alkali
ersetzen könne.
Metaphosphorsaures Natron giebt ein fast eben so gutes Resultat
wie ein Alkali, ebenso arsenigsaures Kali. Unterphosphorigsaures
Natron giebt eine schöne Entwickelung, doch nicht so gut, wie die
vorhergenannten.
Andererseits scheint es, dass ameisensaures Kali mit Pyrogallus
zusammen eine kräftigere Entwickelung giebt, als eine einfache alka-
lische Behandlung.
- Um diese Entwickelung auszuführen, bereite man sich eine Lö-
sung von 1 Theil ameisensaures Kali in 10 Theilen Wasser, sowie
eine Lösung von Pyrogallussäure, 1 zu 8. Von der ersteren Lösung
nehme man auf je 30 Gramm Entwickler zwei oder drei, bis zu
dreissig oder vierzig Tropfen der ersteren Lösung und fünf bis zehn
Tropfen von der zweiten, In einigen Fällen, wenn eine recht ener-
gische Behandlung gewünscht wird, kann man auch noch mehr von
dem ameisensauren Salze nehmen. Das Bild ist brillant und kräftig,
die Entwickelung dauert bei gleicher Expositionszeit nur etwa halb
so lange wie bei der gewöhnlichen Manier.
Abnorme Entwickelungsphaenomene.
Unter gewissen noch nicht ganz aufgeklärten Bedingungen liefert
eine in der Camera belichtete Jod- oder Jodbromsilberplatte bei der
Entwickelung ein Positiv, d.h. die vom Lichte am meisten ge-
troffenen Stellen schwärzen sich am wenigsten und umgekehrt.
De la Blanchere bemerkte, dass ein solches Positiv entsteht, wenn
plötzlich bei der Entwickelung eines negativen Bildes Tageslicht in
das dunkle Zimmer fällt. Dieser Versuch gelingt nicht. immer
(Photogr. Mittheil. 9. Jahrg. S. 123.)
Die Erklärung ist, dass das Tageslicht auf die noch freien Jod-
silberstellen reagirt, während die von niedergeschlagenem Silber be-
deckten durch letzteres geschützt werden. Ist demnach das Licht
hinreichend kräftig, so werden die freien Stellen stärker als die Bild-
stellen afficirt, die durch das deckende Silber geschützt sind und
daher schwärzen sich die ersteren kräftiger als die letzteren.
Verfasser erhielt ein Positiv beim Behandeln einer belichteten,
nachher gewaschenen Jodsilberplatte mit einer Mischung von, arsenik-
saurem, arsenigsaurem und kohlensaurem Natron. Diese färbte die
Platte bräunlich (wahrscheinlich unter Bildung von arseniksaurem
Silber). Jedenfalls widersteht das durch das Licht reducirte Silber-
jodür dieser Zersetzung. Bringt man Entwickler auf die Platte, so
wird nur das arseniksaure Silber zersetzt und geschwärzt, d. h. die
nicht vom Licht reducirten Stellen (a. a. O0.)
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