Einfluss des Salzgehalts. 1237
einzelnen für sich studiren. Exponirt man drei Bogen, von denen
der eine nur salpetersaures Silberoxyd, der zweite nur Chlorsilber,
der dritte beide Körper enthält, dem Licht, so beobachtet. man,
dass der erstere sich am langsamsten färbt, er wird bräunlich, der
zweite färbt sich schneller, er wird violett, am intensivsten aber färbt
sich der dritte. Salpetersaures Silberoxyd ist für sich allein zu un-
empfindlich, Chlorsilber ist bedeutend empfindlicher, giebt aber keine
Intensität der Färbung, erst durch Zusammenwirken beider Körper
erhält man Bilder von hinreichender Kraft. Der Grund liegt darin,
dass das freie Chlor, welches aus dem Chlorsilber durch die Belich-
tung entwickelt wird, sogleich auf das freie salpetersaure Silberoxyd
wirkt, dadurch frisches Chlorsilber erzeugt, das seinerseits wieder
sogleich durch das Licht zersetzt wird, abermals Chlor frei werden
lässt ete. Auf diese Weise bildet sich das lichtempändliche Material,
d. 1. das Chlorsilber, während der Belichtung fortwährend von Neuem.
Etwas anders ist das Verhalten, falls das freie salpetersaure Silber-
oxyd ‚eine chemische Verbindung mit dem Material des Papieres
eingeht, wie dies bei Albuminpapier der Fall ist. Hier bildet sich
Silberalbuminat, welches sich auch in reinem Zustande, d. h. bei
Abwesenheit von Chlorsilber, noch ziemlich lichtempfindlich . zeigt.
Dennoch zieht man das gesalzene Albuminpapier vor.
In früherer Zeit nahm man 3 Proc. Salz zum Papier, in neuerer
Zeit ist man bis auf 1 Proc. herabgegangen. Je reicher an Salz,
desto reicher ist das Papier nach dem Sensibilisiren an Chlorsilber,
desto empfindlicher ist es auch gegen das Licht.
Diese Lichtempfindlichkeit ist jedoch nur zum Theil ein Vor-
theil. | Sehr lichtempfindliche Papiere copiren rascher, aber sie wer-
den leicht grau unter den dicken Stellen des Negativs (den Lichtern),
indem diese nie völlig undurchsichtig sind. Zur Zeit, als man salz-
reiche Papiere anwendete, war man daher genöthigt, die Negative
sehr stark zu verstärken. Bei Anwendung schwach gesalzener Pa-
piere ist solches nicht nöthig.
Viertes Capitel.
Photographische Optik.
Das Licht ist das Lebenselement, der zeichnende Griffel des
Photographen, und die Kenntniss seiner Eigenschaften ist deshalb
für ihn ebenso nothwendig, wie für den Maler die Kenntniss seiner
Zeichenmaterialien und Farben. Daher bildet die Optik, d. i. die
Lehre vom Licht, ein wichtiges. Capitel der Theorie der Photo-
graphie.
Licht ist nach der gewöhnlichen Definition die Ursache der
Helligkeit, das Agens, durch dessen Vermittelung unser Auge die
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