Full text: Lehrbuch der Photographie

Objectivprüfungen. 
Ueber Objectivprüfungen. 
Photographen pflegen gewöhnlich behufs der Prüfung eines Ob- 
jectivs ein paar Versuchsaufnahmen mit dem fraglichen Objective zu 
machen. Solche sind sehr schätzbar, sie geben einen ungefähren 
Anhalt über die Bildgrösse, die Schärfe nach dem Rande hin 
und die Freiheit von Focusdifferenz und Verzeichnung, und 
über die Lichtstärke. Zur genaueren Bestimmung der letzteren ‚aber 
so wie des Gesichtsfeldes ist es nöthig Focus und Lichtkreis (p. 188) 
zu messen. 
Häufig sagt man: ein Portraitobjectiv, welches eine doppelt so 
hohe Figur liefert, als sein Durchmesser, ist ein gutes. ; 
_ Man braucht aber nur in die-Preiscourants der Optiker zu blicken, 
um zu erkennen, dass die Bildgrösse bei Objectiven derselben Oeffnung 
total verschieden ist. Z.B. giebt der Busch’sche Dreizöller (s. p. 215). 
Brennweite Preis 
System 7 ein Bild von 7 > N 4 Zoll 138 Mark. 
” Dan ” ” 107/10 n 153 ” 
2 ” »„ 9°/10 ” 180; 
” IV ” 9 ” 1 77/10 ” 210 ” 
Nimmt man die Bildgrösse als Ausgangspunkt; so würde der 
erste der beste sein. Nun ist .aber gerade der letzte, welcher das 
kleinste Bild liefert, der theuerste. Worin beruht demnach der 
Unterschied? Es ist die Lichtstärke. Je kürzer die Brenn- 
weite, desto grösser ist, bei gleicher Oeffnung, die Licht- 
stärke. Hieraus geht schon die Wichtigkeit der Brennweiten- 
bestimmung zur Beurtheilung der Güte eines Objectivs hervor. 
Kennt man die Brennweite, so kann man zunächst einen Schluss auf 
die Lichtstärke machen. Die Lichtstärken verhalten sich bei glei- 
cher Oeffnung umgekehrt wie die Quadrate der Brenn- 
weiten (s. p. 206). 
Nimmt man z.B. No. IV und I zum Vergleich, so verhalten 
sich deren Lichtstärken wie 12? zu (7,7), d. h. wie 144 zu 59,29 
oder fast wie 1: 2'/2. 
Demnach ist das System IV 2'/amal so lichtstark als System I 
und darin beruht sein Vorzug. (Siehe die Tabelle p. 215 über das 
Verhältniss der Lichtkraft der einzelnen Systeme und der für jedes 
nöthigen Expositionszeiten.) Nun sind aber die Brennweiten in den 
optischen Preiscouranten in’ der Regel sehr ungenau angegeben. 
Viele Leute glauben, Brennweite sei die Entfernung der matten 
Scheibe von der Hinterlinse bei scharfem Einstellen. Dies stimmt 
nur für die einfache Linse, nicht für die zusammengesetzte. ; 
Für die zusammengesetzten Linsen ist die Brennweite und die 
Entfernung der Visirscheibe von der Hinterlinse etwas ganz Ver- 
schiedenes, beide differiren oft um mehrere Zoll. 
Da man nun oft nicht einmal weiss, ob unter Brennweite die 
Entfernung der matten Scheibe von der Hinterlinse oder der wirk- 
liche aequ. Focus verstanden ist, so ist es von Wichtigkeit diesen 
selbst genau zu bestimmen. Zur genauen Focusbestimmung hat man 
Vogel, Lehrbuch der Photographie. 3. Auf, 
225
	        
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