Lichtvertheilung im Atelier. 257
brauchen. Ist die Fensteröffnung gross, so nehmen die Helligkeiten
nicht in so raschem Verhältniss ab, d. h. in der doppelten Entfer-
nung ist die Helligkeit etwas grösser als */s, in der dreifachen etwas
grösser als */s. Rücken wir aber in einem Glashause, dessen Glas-
wand durch Gardinen theilweis abgedeckt ist, so dass nur eine Oeff-
nung von etwa 2 M. Breite übrig bleibt, einen Gegenstand, vom
Fenster ab, so müssen wir, um ihm dieselbe directe Helligkeit zu
belassen, die Gardinen entsprechend der Entfernung öffnen,
Hohe und niedrige Ateliers. Wir können aus den gewonnenen
Betrachtungen wieder eine praktische Folgerung ziehen und eine
Frage beantworten, welche neuer- Fig. 76
dings oft genug aufgetaucht ist: al
Was ist zweckmässiger, ein
hohes oder niedriges Atelier?
Hier ist nun eine Vorfrage zu
beantworten, nämlich: Wozu soll
das Atelier dienen?
Ein Atelier kann zur Auf-
nahme von HEinzelportraits ganz
vortrefflich, zur Aufnahme von
Gruppen oder Reproductionen
dagegen wenig geeignet sein,
und umgekehrt; Ateliers, wie z. B.
Reutlinger’s und Salomon’s in
Paris, sind trefflich zur Auf-
nahme von Einzelportraits, fast
ganz ungeeignet aber zu Gruppen.
Der Grund ist leicht einzu-
sehen. Bei Aufnahme von grossen
Gemälden, Zeichnungen verlangt
man eine gleichmässige Be-
leuchtung über das ganze Original
hinweg, bei Aufnahmen von Einzel-
portraits dagegen verlangt man
vom künstlerischen Stand-
punkte aus eine ungleich- N
mässige Beleuchtung: der Kopf,
welcher die Hauptsache bildet, heller, die übrigen wenig charak-
teristischen Theile in das Halbdunkel zurücktretend. Wollte man aber
in solcher für ein Einzelportrait berechneten Beleuchtung eine
Gruppe postiren und aufnehmen, so würden alle Personen bis auf
eine im Halbdunkel stehen und — kaum sichtbar sein.
Wenn man demnach obige Frage beantworten soll, so muss man
den Zweck selbst in’s Auge fassen und wir halten uns hier zu-
nächst an den einfachsten Fall: die Construction eines Ateliers
zur Aufnahme von Einzelportraits.
Nehmen wir einmal, um uns die Wirkung eines hohen
Ateliers klar zu machen, ein Atelier (Fig. 78) von circa 25’ (7,8 M.)
Höhe an, darin einen Gegenstand, z. B. einen Menschen a’ % von
Vogel, Lehrbuch der Photographie, 3, Aufl.
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