260 Lichtvertheilung im Atelier,
Die. Wand wird also heller werden. Je heller sie aber ist, desto
mehr Licht reflectirt sie auch auf die Schattenseite der Person in a,
daher werden Ateliers von geringerer Tiefe ein viel kräf-
tigeres indirectes Licht zeigen als die von grosser Tiefe.
Man nehme daher die Tiefe nicht grösser als des Arrangements halber
nöthigist. Nun ist aber die reflectirende Wirkung der Wand noch ab-
hängig von ihrer Entfernung von der Person. Geht man nahe heran,
so ist sie am kräftigsten, mit der Entfernung nimmt sie ab. Man
kann hier die Wand ps als eine Reihe leuchtender Punkte betrach-
ten, deren Wirkung ähnlich der des Himmelsgewölbes durch den
Lichtwinkel Pa S bestimmt wird. Rückt diese Wand nach q, so
wächst der Lichtwinkel des reflectirten Lichts beträchtlich, demnach
auch die Helligkeit der Schattenseite. Für diese ist demnach 1) die
Entfernung der refleectirenden Wand von der Glaswand, 2) die Entfer-
nung der reflectirenden Wand vom Object massgebend. Aus doppel-
tem Grunde muss sich daher die indirecte Helligkeit mit der Ver-
tiefung des Ateliers vermindern. :
Nun kann man aber die reflectirende Wirkung der Rückwand
durch die reflectirende Wirkung einer beweglichen Wand ersetzen,
so gelangen wir zum Reflectirschirm. Denkt man sich solche
reflectirende Wand bei ww aufgestellt, so wird diese von @ aus. ge-
sehen unter grösserem Lichtwinkel erscheinen als die ganze Rück-
wand sp und jeder Punkt dieses Schirms wird, weil der Glaswand
näher, ganz bedeutend heller sein als die Rückwand SP. So können
wir also durch Reflectirschirm den Mangel an indirecter Helligkeit
oder, praktisch gesprochen, diffusen Licht ausgleichen.
Man hat demnach zum Aufhellen der Schattenseite von a Fig. 79
verschiedene Mittel.
1) Die Rückwand; je heller diese ist, desto besser.
2) Den Reflectirschirm WW.
3) Das direcete Licht vom Glasdache (s. u. p. 262).
Wer mit diesen drei Mitteln (oft genügt eins) umzugehen ver-
steht, wird sich in allen Fällen zu helfen wissen. Die Art und
Weise der Benutzung dieser Hülfsmittel wird im ästhetischen Theil
unseres Buches erörtert werden.
Vorzug des Nordfrontateliers. Aus den entwickelten Principien
ergiebt sich nun eine Kritik der Atelierconstructionen von selbst.
Man nehme das Nordfrontatelier (Fig. 80) als Vorlage.
Dasselbe sei 32’ (10 M.) lang, 16’ (5 M.) tief, zeige geschlossene
Wände und eine nördliche Glasfront Ag. Massstab ist beigezeichnet.
Es befinde sich eine Person bei a, 5’ von der Glaswand, 4’ von der
Rückwand, die Glaswand sei von g bis % (28) offen. Wir erhalten
alsdann ein Bild von der Wirkung der 28’ langeh. Seitenglaswand,
wenn wir den Lichtwinkel Aag construiren. Nun denke man sich
statt der langen Glaswand g% eine schiefe Glaswand g% von nur
8’ Länge. Der Winkel /ag wird dann ganz genau so gross sein,
als der Winkel Aag d.h. diese kleine, nur 8 lange Glaswand
wird für den Punkt a eben so viel Licht im das Atelier
lassen, als die grosse Glaswand gh von 28‘ Länge.