Full text: Lehrbuch der Photographie

Jodirtes Collodium, ° 
für den. Winter: 2 Theile Collodiumwolle, 
60 „Aether, 
40. ..... Alkohol. 
Im Winter nehmen wir das Collodium ätherreicher, damit die 
Verdunstung: beim Giessen rascher vor sich gehe und die Schicht 
dadurch fester werde (s. p. 121). 
Die Abklärung des Rohcollodiums ist gewöhnlich acht Tage nach 
Auflösung der Wolle vollendet. Je längere Zeit man es aber stehen 
lassen kann, desto besser ist es. 
Dieses Rohcollodium muss mit Brom- und Jodmetallen ver- 
setzt werden. Viele Photographen thun die festen Salze zu dem 
Rohcollodinm. Dies ist unpraktisch. Gewöhlich enthalten die Salze 
kleine Spuren von Unreinigkeiten, die sich aus dem Collodium nur 
langsam absetzen und ein zeitraubendes neues Abklären nöthig machen. 
Viel praktischer ist es daher, die Jod- und Bromsalze für sich 
in Alkohol zu lösen und nach sorgsamster (womöglich zweifacher) 
Filtration dem abgeklärten Rohcollodium zuzusetzen. 
Von besonderer Wichtigkeit ist die Auswahl der J odirungs- 
salze, Die Zahl der Recepte, die in dieser Hinsicht empfohlen wor- 
den sind, ist Legion. Es ist nicht unsere Absicht, hier eine Recep- 
tensammlung zu liefern, obgleich unter den zahleichen Recepten viele 
gute sind. Probirt man die Collodien verschiedener Photographen 
oder Fabrikanten, so findet man in ihren Eigenschaften ganz augen- 
fällige Unterschiede. Manche arbeiten weich, aber flau, d. h. geben 
Bilder mit vielen Details in den dunklen Theilen, aber nur wenig 
intensiven Lichtern, andere arbeiten hart aber brillant. Manche geben 
ein intensives, manche ein dünnes Bild, und dennoch geben alle diese 
so verschieden arbeitenden Collodien gute Resultate in der Hand des- 
jenigen, der damit-zu arbeiten gewöhnt ist. 
Es ist möglich, mit einem flau arbeitenden Collodium durch etwas 
contrastreichere Beleuchtung dennoch ein brillantes Bild zu erzielen, 
und umgekehrt bei einem zu contrastreich arbeitenden Collodium durch 
eine passende Beleuchtung ein harmonisches Bild zu erhalten. Auch 
durch passende Wahl des Entwicklers lässt sich hier mancher Fehler 
ausgleichen. Wer aber dieselbe Arbeitsmanier für alle Collodien 
anwenden will, wird manches voreilig als schlecht verdammen, wel- 
ches bei richtiger Arbeit gute Resultate geben würde. 
Umgekehrt kann aber nicht geleugnet werden, dass gerade in 
diesem Artikel ziemlich stark auf die Unwissenheit. mancher Photo- 
graphen speculirt wird und Collodium mit den seltsamsten J odirungs- 
salzen — neuerdings sogar Caesium und Rubidium — als photo- 
graphischer Stein der Weisen angepriesen wird. 
Seite 127 sind die Wirkungen der Jodirungssalze eingehender 
besprochen und die Resultate der Untersuchungen des Verfassers über 
die Wirkung der Bromsalze genauer ausgeführt worden. Wir reihen 
hieran noch die Resultate einiger neueren Forschungen. . . 
Die Gegenwart von Bromsalz bedingt die Empfindlichkeit für 
dunkle Strahlen, d. h. Details in den Schatten und Weichheit, die 
Gegenwart des Jodsalzes die Empfindlichkeit für helle Strahlen, 
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