Lackiren. — Operationen im Negativprocesse. 
9. Das Lackiren, 
Das zarte Collodiumbildchen auf der Glasplatte würde bald durch 
mechanische Verletzungen zu Grunde gehen, wenn man es nicht mit 
einem widerstandsfähigen Ueberzuge versähe. Als solcher dient jetzt 
allgemein der Negativlack. 
Man entferne vorerst die lose anhängenden oder ausgerissenen 
Collodiumtheile am Rande der Platte, wärme diese über einer Lampe 
leicht an, mache sie jedoch nur so warm, dass der Hand- 
rücken beim Anfassen die Wärme bequem vertragen kann, 
giesse dann den Lack genau wie Collodium auf und lasse ihn ge- 
nau ebenso unter Drehung der Platte abfliessen. Nachher stelle 
man sie auf reinliches Fliesspapier. Das Ueberfliessen auf die Rück- 
seite vermeide man, es bewirkt‘ an der betreffenden Stelle ein un- 
gleiches Eintrocknen‘ der Vorderseite. Zu heiss lackirte Platten 
werden leicht streifig, zu kalt lackirte werden etwas matt und weni- 
ger durchsichtig. 
Da ein zu starkes und zu schwaches Erwärmen Uebelstände ver- 
anlasst, hat man einen Lack zu fertigen versucht, der sich kult ge- 
brauchen lässt. Bis jetzt sind diese „Kaltlacke“ nicht sehr befrie- 
digend ausgefallen. Im Winter bedarf man stets einer Anwärmung 
der Platte. P. Krone giebt folgendes Kaltlackrecept: 
Sandarac 4 Gramm, Alkohol 20 Gramm, Chloroform ?/4 Gramm, 
Lavendelöl 3 Gramm. Die Platte wird gleich nach dem Aufgiessen 
dieses Lacks gleichmässig erwärmt. 
Ueber das Auflösen des Bildes beim Lackiren siehe p. 289. 
Mitunter springt die Collodiumschicht beim Trocknen ab. Die- 
ses geschieht namentlich bei zu dünn gegossenen und alten nicht. 
gut geputzten Platten. Sehr altes Collodium zeigt dieselbe Eigen- 
schaft. Falls dieser Fehler sich zeigt, thut man gut, die halbfeuchte 
Platte mit Alkohol von 80°, dann kalt mit Lack (unter Drehung 
wie oben) zu übergiessen, wobei sie ganz trübe wird, Man lässt sie 
dann trocknen, wärmt sie an und lackirt sie noch einmal, dadurch 
wird sie klar. 
Anfänger machen beim, Lackiren fast immer Fehler. Froh, alle 
Operationen zur Fertigung des Bildes überstanden zu haben, behan- 
deln sie diese letzte gewöhnlich zu füchtig und verderben da- 
durch noch zum Schluss manches Bild. Nach dem Lackiren und 
Trocknen werden die Platten auf der Rückseite sorgfältig gereinigt. 
und in Schränken, vor Staub. und Feuchtigkeit geschützt, aufbewahrt. 
c) Uebersicht und Reihenfolge der Operationen im Negativprocess.. 
1. Vorbereitungen, 
Platten-Säuren, Waschen und Abtrocknen mit Handtuch. 
(Ueberziehen mit Eiweiss oder Kautschuck). 
Silberbad-Filtriren und Abschäumen. 
Entwickler, Verstärker und Fixage ansetzen. 
310