Full text: Lehrbuch der Photographie

Wartung des Silberbades. 319 
mangansäure fort, bis das Bad eine leichte Rosenfärbung annimmt, 
die nach einer Minute langem Schütteln nicht verschwindet. (Nach 
längerer Zeit verschwindet die Manganfärbung immer.) 
Sind sehr viel organische Substanzen im Bade angehäuft, so 
stellt sich neben der Rosenfärbung noch eine: bräunliche Trübung 
von ausgeschiedenem Mangansuperoxyd ein. Das Bad wird alsdann 
filtrirt. Hat man nur wenig Manganat gebraucht, so arbeitet es 
gewöhnlich ohne weiteren Zusatz ganz vortrefflich. Bei Zusatz 
von salpetersäurefreien Manganat wirkt das Kali‘ desselben 
neutralisirend und man muss für- diesen Fall das Bad mit einem 
oder mehreren "Tropfen Salpetersäure ansäuern, so lange, bis der 
Schleier verschwindet. Feierabendt in Tilsit erzählt (siehe photogr. 
Mitth., X. Jahrgang, p. 14), dass bei Wirkung von Uebermangansäure 
auf alkoholische Bäder sich Aldehyd bildet, welches Schleier verur- 
sache und empfiehlt in solchem Falle die Bäder (nach dem Behan- 
deln mit Mangan) eine Zeit lang zu kochen. Wir haben niemals 
ein solches Kochen nöthig gehabt. 
Eine andere Verunreinigung des Bades ist der Jodsilberüber- 
schuss, der sich namentlich in hoher Temperatur alsbald bildet und 
sich, da Jodsilber in Silberbädern in der Wärme schwerer löslich ist, 
als in der Kälte, in Krystallen ausscheidet (siehe p. 66). Sind die 
Krystalle gross, so bilden sie einen mehligen Ueberzug und die Platte 
zeigt alsdann nach dem Entwickeln zahllose gelbe Flecke; sind sie 
klein, sc erzeugen sie Löcher. 
Um das Jodsilber zu entfernen, muss man das Bad mit dem 
doppelten Volumen destillirten Wassers verdünnen und 
tüchtig schütteln. Das Jodsilber, welches in verdünnten Silberbädern 
weniger löslich ist, fällt alsdann fast vollständig heraus. Man braucht 
dann nur das Klare abzufiltriren und bis zu dem ursprünglichen 
Volumen abzudampfen oder 10°/, des zugesetzten Wassers an Silber- 
salz zuzusetzen. Oft enthält ein Bad schon Jodsilberüberschuss, ohne 
mit organischen Substanzen wesentlich verunreinigt zu sein. Dann 
genügt die eben angegebene Restauration. Enthält es Jodsilber 
und organische Substanzen, so verdünne man zuerst, filtrire 
und behandle mit Maganat. 
Bei Gegenwart von organischen Substanzen finden Jodsilberaus- 
scheidungen übrigens viel rascher statt, als ohne dieselben. Am 
besten beugt man der Jodsilberausscheidung durch Abkühlung des 
Bades vor. Man bewerkstelligt diese im Sommer durch kaltes Wasser 
oder Eis, oder wenn beides nicht disponibel sein sollte, durch KEin- 
schlagen der Cüvette in dunkle feuchte Tücher und Einwirkung von 
Luftzug. 
‚ Die gedachten Hülfsmittel, verständig angewendet, genügen 
vollständig, ein unbrauchbar gewordenes Silberbad wieder in Ordnung 
zu bringen. Abdampfen des Bades und Schmelzen des Rückstandes 
oder das Sonnen des Bades werden im Atelier des Verfassers niemals 
benützt. Eine Unreinigkeit kann man jedoch durch dieselben nicht 
wegschaffen, das sind die Zersetzungsproducte der Jodirungs- 
salze: salpetersaure Alkalien und Cadmiumsalze; sind diese in merk-
	        
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