Full text: Lehrbuch der Photographie

358 Fertigmachen. 
bringt man am besten vor dem Walzen an; sie ist eingewalzt weniger 
auffallend. Für kleinere Formate, z. B. Visits und Cabinets, hat 
man ‚kleine Maschinen mit glatten Walzen ohne Platte, die sehr 
bequem sind. Manche legen Presscarton über die zu walzenden 
Bilder. Zu beachten ist, dass Eindrücke im Presscarton von früher 
gewalzten Bildern sich bei später zu walzenden Bildern leicht mar- 
kiren; man sorge dafür, dass dieselben nicht in die Mitte fallen. 
Wichtig ist bei ‚grossen Bildern, dass man dieselben schon vor 
dem Walzen möglichst eben halte; man erreicht dies durch leises 
Anfeuchten des Cartons an der Rückseite vor dem Aufkleben, durch 
Trocknenlassen zwischen Fliesspapier unter Pressung (s. 0.) und durch 
Andrücken eines Lineals beim Eintritt in die Walze, sind die Bilder 
dennoch gekrümmt, so streiche man sie mit der convexen Seite 
kräftig über, eine Tischkante, dadurch werden sie flach. Versäumt 
man diese Vorsichtsmassregel so bekommen die Bilder beim Walzen 
Falten. Für grössere Bilder muss die Walze sehr vollkommen con- 
struirt sein; eine geringe Ungleichmässigkeit im Druck lässt sich oft 
corrigiren, wenn man unter die Stahlplatte ein Stück Carton legt. 
Nach vollendetem Aufwalzen sind die Bilder, abgesehen von 
etwaiger Retouche, fertig zum Abliefern. Viele Photographen pflegen 
ihnen vorher durch Wachsen Glanz zu ertheilen. Man nimmt dazu 
das käufliche Cerat, vertheilt eine kleine. Quantität desselben auf 
dem Bilde und reibt dieses möglichst kräftig und gleichmässig mit 
einem Wollenlappen ein. Eben so gut ist eine Lösung von 1 Theil 
weissen Wachs in 100 Theilen Aether. Man giesst ein paar Tropfen 
auf das Bild und verreibt es mit Wollenlappen. Die Tiefen treten 
in Folge dessen mehr hervor, das ganze Bild erscheint brillanter 
und die Retouche wird völlig unsichtbar und für Feuchtigkeit unan- 
greifbar. Leider schlägt das Cerat mit der Zeit ein, wie man zu 
sagen pflegt, und. das Bild erscheint dann so matt, wie ohne Cerat. 
Das Wachsen kann jedoch wiederholt werden. Ueber das Gelatiniren 
und die Emaillebilder s. das folgende Capitel. 
Ueber das Verziehen von Albuminbildern. Portraits auf Albumin- 
papier gedruckt von demselben Negative zeigen oft ganz auffallende 
Verschiedenheiten, So ist das Gesicht auf manchen Karten lang 
und schmal, auf anderen wieder kurz und dick. Lindner hat nach- 
gewiesen, dass dieses von einer Verziehung der Eiweissbilder her- 
rührt und dass die Bilder sich in der Richtung der Breite 
des Bogens aus dem sie geschnitten sind, stark aus- 
dehnen, in der Längenrichtung dagegen nicht. 
Die daraus hervorgegangenen Verschiedenheiten in dem Ansehen 
der Portraits sind derart, dass sie selbst dem Publikum nicht unbe- 
merkt bleiben. 
Herrn Prümm’s Versuche ergaben, dass es das doppelt albu- 
minirte Papier (sogenanntes Brillantpapier) ist, welches diese Ver- 
ziehungen in sehr auffallendem Grade zeigt. Es dehnt sich in der 
Breitenrichtung des Bogens aus, wenn es im Wasser liegt und zwar 
um 15—20 Millimeter auf. den Bogen, d. i. 3 bis 4 Procent der 
Breite. In der Längenrichtung erfolgt jedoch keine Ausdehnung.
	        
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