Der einfache- Uebertragsprocess. 383
Stereoskop- und Laterna magica-Bildern geschieht. Auch gewöhn-
liche Fensterbilder lassen sich in dieser Weise herstellen. Zu be-
merken ist hier vor Allem, dass ein Bild in der Durchsicht dünner
erscheint als in der Aufsicht. Soll demnach das Bild in der Durch-
sicht benutzt werden, so muss es dunkler copirt werden, als wenn
es in der Aufsicht gebraucht wird. Regel ist für Transparentfenster-
bilder, das Negativ um 2 Grad nach Vogel’s Photometer höher zu
copiren, als man es für Papierbilder copiren würde. Liefert also
z. B. ein Negativ mit 5 Grad copirt ein gutes Papierbild, so copire
man bis 7, wenn man ein Fensterbild oder Transparentstereoskopen-
bild machen will,
Diapositive, die man zu Vergrösserungen benutzen will, ver-
langen eine etwas eigenthümliche Behandlung. Diese werden so tief
copirt, dass auch die feinsten Detäils in den Lichtern sichtbar
werden. 1
A, Aufquetschen, 1) Alte Methode mit Collodium. Be-
hufs, des. einfachen Uebertrags auf Glas wird dieses selbst sehr
sauber geputzt und mit einem Ueberzug von Collodium versehen.
Man giesst Rohcollodium mit höchstens 1 Proc. Wolle auf die
gereinigte Glastafel, lässt sie unter Drehung so weit trocknen wie
beim Negativprocess und legt sie dann in Wasser, bis alle Fett-
streifen verschwunden sind, Man kann solche Platten stunden-,
ja tagelang im Wasser ohne Schaden liegen lassen.
Um auf solcher Platte den Pigmentdruck zu übertragen, wird
sie horizontal gelegt, Collodiumschicht nach oben, und mit Wasser
befeuchtet, dann der belichtete Pigmentbogen*) in kaltes Wasser
gelegt wie beim einfachen Uebertrag auf Papier. Wenn das Papier,
das sich anfangs einwärts rollt, anfängt, flach zu legen, entfernt man
unter Wasser mit dem Finger oder mit einem Pinsel die aufsteigen-
den Luftblasen, spült es zur Entfernung anhaftender Fasern, legt es
vorsichtig auf die Collodiumschicht und legt. ein Stück Wachstaffet
über das Ganze, genau wie beim Uebertragsprocess auf Papier (s. 0.);
dann übergehe man dasselbe mit dem Quetscher mit gleichmässigem
Druck und ohne anzuhalten, indem man mit Daumen und Zeige-
finger der linken, Hand Taffet und Glas an der linken Seite
festhält.
Das Quetschen auf Glas ist insofern difficiler, als die Collo-
diumschicht durch den Quetscher nicht verletzt werden
darf, sonst geht das Bild beim Entwickeln leicht herunter.
2) Neue Methode mit Gelatine: Diese neueste von
Mr. Sawyer erfundene Methode des Aufquetschens ist der
ersten mit Collodium weit vorzuziehen. Man vermeidet
dadurch das Reissen der Schicht und die körnige oder
netzartige Structur, welche im Sommer oft auftritt.
Man weiche 30 Gramm Nelson-Gelatine in 600 Cubiccentimeter
kalten Wassers und löse dann in leichter Wärme auf.
_*) Im Sommer empfehlen wir denselben vorher mit Collodium zu über-
ziehen, s. p. 381,