Full text: Lehrbuch der Photographie

388 Gebrauch des Photometers, 
Farbe an. Lässt man das Negativ zu lange darin, so wird es hart, 
viel härter als es dem Auge erscheint. Man unterbreche daher, falls 
mam noch nicht geübt ist, den Process zeitig. HErweist sich bei 
einem Probedruck das Negativ als noch nicht intensiv genug, so 
kann man das Verstärken noch einmal vornehmen. 
Will man von den so erhaltenen Pigmentnegativen nur wenige 
Abzüge machen, so brauchen sie nicht lackirt zu werden. 
Nach diesem Verfahren erhält man Negative in richtiger Stellung. 
Nun kann man aber auch Negative in verkehrter Stellung fer- 
tigen, und diese haben für Pigmentdruck insofern Vortheil, als sie 
mittelst einfachen Uebertrags Bilder in richtiger Stellung liefern, 
also erhebliche Arbeitsersparniss gewähren. 
Um solche zu fertigen, entwickele man das copirte Diapositiv 
auf gewachstem Glase (p. 386), indem man dasselbe vorher mit 
Collodium überzieht. Das erhaltene positive Bild wird getrocknet 
und dann mit Ledercollodium (s. p. 405) übergossen, dann halb- 
trocken (in demselben Zustande wie eine Collodiumplatte ins Silber- 
bad getaucht wird) in Wasser gelegt. Hier wird die Schicht nach 
einigen Minuten milchig. Nach einer Viertelstunde schneidet man 
den Rand ringsum mit einem Federmesser ab, dann lüftet man unter 
Wasser an einer Ecke und zieht vorsichtig die Haut ab. Letzteres 
macht sich ohne Gefahr. 
Die Haut wird dann vorsichtig gespült, unter Wasser eine neue 
reine Glasplatte untergeschoben und mit dieser die Haut in verkehrter 
Stellung aus dem Wasser gehoben. Man ziehe sie auf der Platte 
zurecht, lege Wachstaffet über und quetsche. So erhält man ein 
verkehrtes Positiv, welches beim Copiren sofort ein verkehrtes Ne- 
gativ liefert.*) 
Reproduction von Negativen mittelst des Staubver- 
fahrens. Wie bemerkt wurde, liefert das Staubverfahren mit Chrom- 
salz nach einem Negativbilde ein Negativ (p. 47). Insofern kann 
man dieses Verfahren benutzen, um Negative zu vervielfältigen. 
Es ist jedoch weniger leicht als das‘ Pigmentverfahren. ! 
Eine neue, geputzte Spiegelplatte wird mit nachfolgender Lösung 
gleichmässig übergossen, ganz ebenso wie beim Collodioniren einer 
Platte: 
Dextrin 4 Gramm, gewöhnlicher weisser Zucker 5 Gr., doppelt- 
chromsaures Ammoniak 2 Gr., Wasser 100 Gr., Glycerin 2 bis 
8 Tropfen, nach vollständiger Lösung durch Papier filtrirt. Diese 
Lösung hält sich längere Zeit.**) 
Die damit übergossene Platte, von der man das Ueberflüssige an 
einer Ecke abfliessen lässt, wird in einem 'staubfreien Trockenofen 
oder über der Lampe in wagerechter Lage bei einer Temperatur 
*) Weitere Details über Anwendungen des Pigmentdrucks findet der 
Leser in Vogel und Sawyer, das photographische Pigmentverfahren 
oder der Kohledruck, Berlin, ie Oppenheim, 2. Aufl. 
**) Ein anderes Recept ist p. 47 gegeben, es liefert ebenfalls gute Re- 
sultate. Empfehlenswerth ist der Zusatz einiger Tropfen Ammoniak, so dass 
die Lösung darnach riecht.
	        
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