Umgang‘ mit dem Publikum.
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ihn IX. Der Umgang mit dem Publikum.
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- Viele Personen haben eine starke Abneigung gegen das Photo-
Ehe graphiren; man vergleicht es oft mit einem Besuche beim Zahnarzt
en oder Friseur; Mancher befindet sich in der That lieber eine halbe
de Stunde unter den Händen des Friseurs als unter denen des Photo-
ne graphen. Nicht selten kommt es vor, dass Jemand dem Drängen seiner
ne Freunde jahrelang widersteht und endlich in das photographische
a0 Atelier wie zum Richtplatz geht. Andere wieder, und hierzu gehören
ch- besonders die Damen, haben vielleicht keine so starke Abneigung,
ch, sind aber furchtsam und nervös beim Eintritt in ein Glashaus und
der befinden sich daher in einer Verfassung, die ein gutes Bild nicht ent-
Sch stehen lässt. Nervenschwäche beschränkt sich aber keineswegs nur
us, auf das schöne Geschlecht oder auf die Alten und Schwachen.
den Da diese Gefühle bei vielen Personen zu finden sind, so sollte
. der Künstler bemüht sein, dieselben zu zerstreuen und dem Kunden
F- die Sache angenehmer zu machen. Die wenigen einleitenden Bemer-
um kungen beim Empfange eines Besuchers muss der Photograph bestrebt
Ten sein, in freundlicher Manier zu machen; er darf dabei weder in einen
ES allzu vertraulichen, noch in einen kriechenden, gezierten "Ton verfal-
hen len, er muss sich in der leichten und höflichen Weise eines Gentle-
at. man bewegen. Während der Vorbereitungen ist dasselbe Verhalten
‚nr nothwendig, so dass der Besucher vor allem, was ihn unangenehm
ste, berühren könnte, bewahrt wird. Bei dieser Behandlung verlieren viele
be- Personen ihre Nervenschwäche, und statt dası sie Wiederwillen gegen
29). die Operation zeigen, finden sie Vergnügen daran; dieses zeigt sich
Ute in dem gefälligen Ausdruck des Portraits und in der Haltung und
Fee Ruhe des Originals.
und. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Wichtigkeit der Beobachtung
den eines solchen freundlichen Benehmens manchen Photographen entgangen
ist, und dass sie sich selbst die Schuld zuzuschreiben haben, wenn
nen viele Personen sie nicht gern besuchen. Ein rauhes, heftiges, unhöf-
elle liches und affectirtes Benehmen ist unter unseren Collegen nicht sel-
das ten zu finden. Viele Photographen rufen, wenn alles zum Exponiren
hei bereit ist, dem Sitzenden zu: „Blicken Sie auf jenen Punkt,
re aber recht freundlich.“ Es kann dies für das gute Aussehen
hul- einer Dame durchaus nicht förderlich sein, denn es folgt daraus, dass
1 sie bis zu dem Augenblicke nicht freundlich aussah, und nach
im einer so höflichen Aufforderung wird sie sicherlich nicht besser aus-
huh sehen. „Nicht ganz so ernst“ wäre viel weniger verletzend. Es
De kommt auch viel auf den Ton an, in dem man diese Worte spricht.
Es giebt noch einen anderen Gegenstand, welcher die Geduld
und die gute Laune des Photographen hart auf die Probe setzt —
das ist der Kopfhalter. Die Sitzenden verkennen ohne Ausnahme
diesen Gegenstand und lieben ihn nicht. Kopfhalter müssen aber sein
und indem man auf ihre Anwendung besteht, muss man Takt, Festig-
keit und gute Laune zeigen. Gewöhnlich heist es: „Es geht besser
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