Full text: Die Photographischen Arbeitsräume und Geräthe. Der Photographische Negativprozess mit Kollodium und Gelatine-Emulsion (1. Abtheilung)

155 Die Praxis der Photographie, 
auch auf eine drehbare Holz-Unterlage mit Kugelgelenk. Ein Operateur 
hält die Platte und giesst das Collodium auf, ein Gehülfe fängt den 
Ablauf auf, den man zum Theil über mehrere Ecken fliessen lässt. 
Grössere Platten giessen sich auch sehr bequem auf einem 
Handtuch. Man legt dieses zu einem Ballen zusammen, fasst 
diesen von unten mit der linken Faust, legt die Platte auf das Hand- 
tuch und giesst, Collodium wie oben. Es gehört eine gewisse Balancir- 
kunst dazu, um das Ablaufen und Drehen auszuführen. Die ersten 
drei bis vier Platten fallen dem Anfänger dabei leicht herunter. Die 
Methode gestattet aber das Präpariren bis in die äussersten Ecken 
hinein und ist für grosses Format sehr empfehlenswerth. Be- 
dingung ist, die Platte auf der Rückseite nicht mit den Fingern zu 
‚=... berühren, da sie sich sonst an dieser Stelle stärker er- 
Fig. 157. ärmt und in Folge dessen stärker eintrocknet, Man hat 
= auch besondere Collodiumgiessflaschen construirt. Bei diesen 
258 wird der Hals durch einen eingeschliffenen Helm & (Fig. 157) 
bedeckt und immer staubfrei gehalten. Das abfliessende 
Collodium fängt man in dem Trichter 6 auf, es läuft dann 
=== durch ein seitlich angebrachtes Loch in das Gefäss a. 
Wir ziehen das Auffangen des Ablaufcollodiums in besonderen Ge- 
fässen vor. 
Gewöhnlich fällt die gegossene Schicht ungleich dick aus, die 
Ablaufseite ist stärker. Wer Uebung hat, kann aber durch geschicktes 
Kippen das Collodium vor dem Abfliessen wiederholt in alle Ecken 
der Platte herumlaufen lassen und dadurch eine gleichmässigere Platte 
erzielen, 
Die dicke Seite der Platte ist lichtempfindlicher als die dünne. 
Für Gewinnung einer sehr empfindlichen Schicht empfiehlt man 
2 Schichten Collodium über einander zu giessen. 
Da das Anfassen der Platten mit den Fingern seine Nachtheile 
hat, so hat man besondere pneumatische Plattenhalter 
construirt, die aus Gummibeuteln bestehen, welche durch Aufsaugen 
der Luft die Platte festhalten. Diese versagen öfter den Dienst. An 
der Stelle, wo sie aufsitzen, trocknet in heissem Wetter das Collo- 
dium langsamer und wird dadurch das Bild leicht dünner an der be- 
treffenden Stelle, 
5. Das Sensibilisiren. 
Schon ehe man mit dem Collodioniren beginnt, muss das Silber- 
bad, welches zum Sensibilisiren dient, zum Gebrauche bereit 
stehen, d.h. es muss in einer Schale oder Cüvette (s. u.) befindlich, 
filtrirt und „abgeschäumt“, d. h. durch Uebergehen mit einem 
ER
	        
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