Die Positivprocesse,
F. Verarbeitung der Silberrückstände.
Von der grossen Quantität Silber, welches die Photographen
namentlich beim älteren Positivprocess in Arbeit nehmen, finden
sich nach Davanne ungefähr:
a) 3°% in dem fertigen Bilde wieder;
b) 7°% sind im festen Zustande enthalten in den Abtropfpapieren,
den Filtern, den Papierabschnitzeln und den Papierstücken, mit
Welchen verspritzte und verschüttete Tropfen des Silberbades
aufgewischt sind;
c) 50 bis 55% sind als Silbersalz aufgelöst in dem Waschwasser
der belichteten Papiere;
d) 30 bis 35% sind in das Fixirbad übergegangen;
e) 5°% höchstens sind in dem Fixir-Waschwasser der fertigen
Bilder enthalten,
Die Wiedergewinnung dieser Rückstände ist demnach für grössere
Ateliers ein Geldpunkt von bedeutendem Werth.
Gewöhnlich sammeln Photographen die ersten Waschwässer
(s. pag. 37) in einer Tonne und schlagen das aufgelöste Silbersalz durch
Salzsäure nieder. Man vermeide zu grossen Ueberschuss derselben, indem
sich dann das Chlorsilber langsamer absetzt.*) Nach einigen Tagen
zieht man die klare Flüssigkeit vom Niederschlage ab und sammelt von
Neuem Silberwasser auf. Nach monatelanger Wiederholung des Pro-
cesses bringt man den Chlorsilberschlamm auf ein Tuch, wäscht ihn
mit Wasser aus und trocknet ihn.
Der aus dem Entwicklerablauf (beim nassen Negativ-
process) niedergeschlagene Silberschlamm kann diesem Chlorsilber
beigefügt werden.
Zum Reduciren der trocknen Masse ist der Schmelzprocess der
geeignetste. Man erhitzt einen guten hessischen Tiegel im Wind-
ofen zur hellen Rothgluth und trägt portionenweise folgendes
völlig trockne Gemenge ein:
Chlorsilberrückstand.. . = 7 4 Theile
wasserfreies kohlensaures Natron . ... 23 »
Es ist gut, den Tiegel vorher mit Kreide oder weissem Thon
auszureiben.
Man schmilzt, nachdem alles eingetragen ist (es schäumt dabei
stark auf), bis die Masse ruhig fliesst, dann lässt man erkalten, zer-
schlägt den Tiegel und nimmt den Silberkuchen heraus.
*) Zuweilen rührt das langsame Absetzen an einem Gehalt des Wasch-
wassers von organischen Substanzen her.
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