Der Gummidruck. 121
schleunigen. Ist die gewünschte Kraft erzielt, so staubt man voll-
ständig ab und erhält so ein verkehrtes Negativ für Pigmentdruck.
Dasselbe wird, falls es nicht umgedreht werden soll, mit verdünntem
Alkohol gewaschen und getrocknet... Will man ein Negativ in richtiger
Stellung, so übergiesst man die Platte mit Rohcollodium folgender Zu-
sammensetzung : 500 Theile Alkohol, 500 Theile Aether, 15—20 Theile
Wolle. Schneidet nach dem Trocknen der Schicht die Ränder mit
einem scharfen Messer ab und legt die Platte in gewöhnliches Wasser.
Nach 2—5 Minuten hat die Collodiumhaut mit dem Bilde sich vom
Glase abgelöst, diese wird nun sogleich unter Wasser umgekehrt und
mit einer Glasplatte herausgehoben, Unter einem schwachen Wasser-
strahl wäscht man eventuell eingetretene Luftblasen, die sich zwischen
Collodiumhaut und Glas befinden, heraus, übergiesst das Ganze zum
Schlusse mit einer dünnen Gummilösung (2 g zu 100 Wasser) und
lässt in senkrechter Lage freiwillig trocknen. Nach dem Trocknen
kann man auf gewöhnliche Weise firnissen.
Der Zusatz von Glycerin wird benutzt, um die Lösung nach den
verschiedenen Feuchtigkeitsverhältnissen der Luft zu stimmen; z. B.
bei feuchter, warmer Luft im Sommer arbeitet die Lösung auch ohne
Glycerin ganz gut; im Winter dagegen, bei kalter trockener Luft, ist ein
Zusatz bis zu 8 Tropfen zu 100 ccm Lösung nothwendig. Die Praxis lehrt
leicht das richtige Verhältniss. Der richtige Graphit ist eine Haupt-
sache. Man erhält zwar mit jeder Sorte brauchbare Platten, aber eine
Sorte allein giebt Negative, die von Silbernegativen garnicht zu
unterscheiden sind; es ist dies der ächte sibirische, feinst geschlämmte
Graphit von Faber in Stein bei Nürnberg (4 Pfund für ca. 11 Mk.).
C. Der Gummidruck.
Der Gummidruck ist ein neueres vereinfachtes Pigmentverfahren, bei
dem statt auf chromirter Gelatine auf eine chromirte Gummischicht
copirt und das Bild nicht übertragen, sondern auf dem ersten Unterlags-
papier, meist Whatman oder ein rauhes Zeichenpapier, belassen wird,
Dass dabei die höchsten Lichter leicht verloren gehen, versteht sich nach
dem beim Pigmentdruck Gesagten von selbst, obgleich das Korn des
Papiers, das man als Erhöhungen, die in die Chromatschicht hinein-
ragen, ansehen kann, diesem Mangel z. Th. entgegenwirkt. Sicher ist
aber, dass man diese Mängel eher als Vorzüge ansieht. Man will Bilder,
die an die modernen Richtungen der Malerei, Impressionismus etc. erinnern,
welche sich statt mit sorgfältig ausgeführten Bildern mit „hinge-
wischten“ Skizzen begnügen. Da. die Zahl der Verehrer dieser Richtung
gross ist, so müssen wir heute der Technik des Gummidrucks