Die Principien der Negativretouche von Portraits. N
Der Haaransatz, an den Schläfen ein sehr weicher, ist ein Haupt-
reiz für den Maler, Die Augenbrauen, selbst an Dichtigkeit, Farbe
und Form höchst verschieden, haben doch im Ganzen, indem sie dem
Augenhöhlenrand folgen, den ästhetischen Werth, dass sie diesen
äusserlich begrenzen. Man thut also wohl, zu stark nach oben aus-
wachsende Härchen zu tilgen und so die Bogenform der Braue zu
klären. Ein Zusammenwachsen über. der Nase gilt für unschön. Es
verleiht dem Gesicht einen finstern Ausdruck, um so leichter, als
schon an und für sich an dieser Stelle ein Schatten auftritt.
Die Summe der Thätigkeit eines Retoucheurs würde sich nach
dem Gesagten also kurz dahin ziehen lassen: Hervorhebung der Flächen,
gewissenhafte Trennung in der Behandlung harter oder weicher
Haaransätze. Unterordnung oder Beseitigung senkrechter und un-
bedeutender Falten, gemilderte Erhaltung der grossen Querfalten,
Klärung der Augenbrauenbogen, Wie weit diese Operationen zu
treiben seien, richtet sich selbstverständlich nach dem Alter und Ge-
schlecht des Originals.
Der Kopf, im Profil gesehen, zeigt oft einen Mangel an Aus-
dehnung am Hinterhaupt. Kleinheit des Hirnschädels im Gegensatz
zum vergrösserten Gesichtsschädel giebt das Charakteristikum des
Thiers. Man setze durch Retouche das Fehlende hinzu; jedenfalls
wird der Kopf dann bedeutender erscheinen. Ebenso kann bei einer
unsymmetrischen Anordnung der Coiffüre durch Zusetzen und Ab-
schneiden leicht die nöthige Gleichmässigkeit erreicht werden. Zu
dunkel wirkende Haare bei Blondinen können durch Decken, die oft
unterexponirten Schattenpartien schwarzer Haare durch geschicktes
Hineinzeichnen von Details geklärt und in Harmonie gesetzt werden.
Aehnlich verhält es sich mit den Bärten.
Die Nase, von deren oberem, festem Theil dasselbe, wie von
den knochigen Stirnpartien gilt, verläuft nach unten in einen festen
Muskel, der auch mehr oder weniger flächig ist. Man reinige den
Nasenrücken durchaus und trenne ihn nöthigenfalls durch Aufsetzen
eines Glanzlichtes von den Seitenwänden der Nase. Die Schatten der
Nasenflügel müssen gedeckt, diese selbst können bescheiden verkleinert
werden, wenn sie durch zu starke Ausdehnung auffallen. Schiefe
Nasen in der Faceansicht können oft verbessert werden. Die Schatten
in den Nasenlöchern dürfen nicht absolut schwarz bleiben. Man achte
ferner auf den Fall, dass der reflectirte Kernschatten der Nasenunter-
sicht nicht mit dem Schlagschatten der Nase von gleicher Tiefe sei.
Durch Aufhellen der Nasenspitze wird dieselbe sofort losgelöst und
wird plastischer. Was die Profilansicht der Nase betrifft, so darf nie
an der Linie der oberen, durch das Knochengerüst so charakteristisch