Die Positivprocesse.
N. Capitel.
Die Positivprocesse.
Allgemeines, Die photographische Aufnahme in der Camera obseura
liefert ein Bild auf Glas, welches, im transparenten Lichte betrachtet,
negativ, im reflectirten Lichte gegen einen dunklen Hintergrund
positiv erscheint.
Wegen der starken Deckung unserer Negative sind nur in der
Durchsicht die feineren Details in den Lichtern sichtbar. Gerade
dieser Umstand macht sie aber geeignet, um mittelst des Lichts auf
ein darunter liegendes lichtempfindliches Papier ein positives Bild
zu copiren. In dieser Weise werden die zahlreichen photographischen
Portraits hergestellt, ebenso die Lichtpausen nach Zeichnungen. Diese
darauf abzielenden Operationen fasst man unter dem Namen des
Copir- oder des Positivprocesses zusammen.
Nach modernem Standpunkt hätte man hier zu unterscheiden:
a) Lichtcopirprocesse, bei welchen die Herstellung der
Copie ausschliesslich oder fast ausschliesslich mit Hülfe des Lichts
erfolgt.
Das sind die sogenannten photographischen Druckprocesse, wie
sie in photographischen Ateliers und von Amateuren gehandhabt werden,
b) Die photographischen Pressendruckverfahren.
Bei diesen wird mit Hülfe des Lichts eine Druckplatte her-
gestellt, die mit fetter Schwärze in herkömmlicher Art der Pressen-
drucke vielmals abgedruckt werden kann. Dieses rein photographische
Buch geht nur auf die erste Art der Positive ein, die durch das
Licht hergestellt werden können.
Wie schon aus den Capiteln Bd. I dieses Buches über die
Photochemie des Eisens, Chroms, Silbers, Urans hervorgeht, ist die
Zahl der positiven Copirprocesse sehr gross. Man kann nach Zeich-
nungen directe Copien mit Hülfe des Silberdrucks nehmen (Silber-Licht-
pausprocess), man kann Bilder in Gold, Silber, Platin und Pigmenten
herstellen. Gewöhnlich pflegt man unter photographischem Copir-
process im engeren Sinne den durch direete Wirkung des Lichtes
auf einem lichtempfindlichen Bogen ausgeübten Bilderzeugungsprocess
(ev. mit Entwicklung) zu begreifen.
Den allgemeinsten Eingang in der photographischen Praxis hat
der Chlorsilbercopirprocess, d. h. die Herstellung eines Bildes auf
mit Silbersalzen getränktem Papier gefunden. Er ist von allen Pro-
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