Die alten Silbercopirprocesse, 15
dem Phototechniker. Jetzt ist sie ihm durch grosse Fabriken ab-
genommen, so dass ihm nichts übrig bleibt als höchstens das Empfind-
lichmachen, das Silbern genannt.
Durch die neu eingeführten gesilberten, haltbaren, leicht empfind-
lichen Collodiumpapiere und Eiweisspapiere ist ihm aber auch diese
Arbeit erspart.
Photographische Rohpapiere. Die Grundlage aller dieser Papiere
ist ein vorzugsweise mit reinsten Materialien (Leinenhadern und eisen-
freiem Wasser) fabricirtes Rohpapier, welches früher nur von zwei
Fabriken in der nöthigen Weisse und Gleichmässigkeit geliefert wurde,
von Steinbach in Malmedy bei Aachen und Blanchet fröres, Rives bei
Grenoble, die jetzt zu einem Syndicat zusammengegangen sind und seit
der Zeit den Preis für ihr Fabrikat für Alle, die nicht mit ihnen im
Kartell stehen, auf das Doppelte erhöht haben.*) Letzteres, als Rives-
*) Dies gilt namentlich für Verwendung zu Celloidinpapier. Natürlich
haben diese 1898 eingetretenen Preissteigerungen grossen Unwillen erregt,
der sich in Öffentlichen Protesten etc. kundgiebt. Seit 34 Jahren in der
Photographie arbeitend und mit Amateuren wie Praktikern viel verkehrend,
wissen wir, wie leicht sich Photographen aufregen lassen über Dinge, die
sicher ohne Aufregung besser erledigt werden können. Natürlich keine Regel
ohne Ausnahme. So herrschte im Deutschen Reich grosse Aufregung, als die
deutsche Verlagsanstalt Stuttgart ihren Kunden billige Portraits nach ein-
geschickten Photographien offerirte. Die österreichischen Photographen, welche
ebenso stark bei der Sache interessirt waren wie die deutschen, verhielten sich
dagegen ziemlich kühl, ebenso der Verein z. Förd. d. Photogr. in Berlin, Aehnlich
ist es jetzt bei der plötzlichen Vereinigung der beiden photographischen Roh-
papierfabriken Blanchet freres-Rives und Steinbach-Malmedy unter dem Titel
Papiersyndicat Brüssel und die damit verbundene Preiserhöhung auf das Doppelte.
Wiederum allgemeine Entrüstung in Deutschland, obgleich Niemand dadurch die
vereinigten Papierfabriken an der Preiserhöhung hindern kann. In Oesterreich
nimmt man die Sache wieder kühler. Der Grund dürfte darin liegen, dass in
Deutschland Agitatoren existiren, welche durch Aufstachelung der Aufregung
nach Popularität haschen, in Oesterreich nicht. Die einzige Möglichkeit, der
Preiserhöhung des Brüsseler Syndicats entgegenzuwirken, ist Schaffung‘ einer
Concurrenz. Wir haben in diesem Buche mehrfach auf den Gebrauch anderer
als der herkömmlichen photographischen Rohpapiere hingewiesen. Dass man
sogar ein so unreines Material wie den photographischen Postkartenkarton für
photographischen Gebrauch präpariren kann (s. u.), ist jedenfalls ein Fingerzeig,
wie man sich bei anderem Material durch Vorpräparation helfen kann. Das
Papiersyndicat beschränkt seine Forderungen auf die Anwendung des Rohpapiers zur
Herstellung von Celloidinpapier. Dieses bedarf stets einer Vorpräparation mit
Barytweiss und Gelatine. Hierfür hat sich inzwischen ein anderes Papier von
F, Schoeller jr., Burg Gretesch bei Osnabrück in unseren Händen als sehr
brauchbar erwiesen. Dasselbe wird zu dem früheren Preise des Rivesrohpapiers
abgegeben. Die chem. Fabrik auf Acten vorm. Schering, Berlin, bringt bereits
mit Schoellerpapier fabricirtes Barytpapier und Celloidinpapier in den Handel.