18 Der Positivprocess,
das Positivsilberbad. Die Stärke desselben nahm man früher sehr
hoch: 1 Theil Silbersalz auf 4 bis 5 Theile Wasser, Neuerdings be-
dient man sich schwächerer Lösungen. Wir nehmen 1 Theil salpeter-
saures Silber auf 8 bis 10 Theile Wasser. Noch schwächere Lösungen
zu nehmen, ist nicht räthlich. Manche Sorten Eiweisspapier werden
von verdünnten Silberlösungen nur unvollkommen coagulirt; ein Theil
der organischen Substanz löst sich in dem Bade auf, färbt dieses
braun und macht es unbrauchbar. Selbst bei concentrirten Lösungen
1:8 bis 1:10 tritt dieses zuweilen ein. Man nehme für solche Fälle
ein noch stärkeres Bad. ;
Das Bad halte man stets neutral, am besten, indem man ein paar
Tropfen kohlensaures Natron zutröpfelt und schüttelt bis ein geringer
bleibender Niederschlag entsteht.
Die Frage, ob starke oder schwache Silberbäder vorzuziehen seien,
wurde vor Jahren sehr ‘stark ventilirt. Es scheint auf den ersten
Moment, als würde mit schwachen Silberbädern eine Ersparniss
erzielt, dies ist jedoch in vielen Stücken irrig. Jeder Eiweissbogen,
gleichviel ob derselbe auf einem schwachen oder starken Bade sen-
sibilisirt wird, nimmt zunächst eine sich gleichbleibende, seinem Salz-
gehalt äquivalente Menge Silbersalz behufs der Bildung von Chlor-
silber auf, andererseits wird ein beträchtlicher. Theil salpetersauren
Silbers theils behufs der Bildung eines Silberalbuminats, theils
mechanisch absorbirt. Wahrscheinlich ist es, dass diese letztgenannte
Quote des absorbirten Silbersalzes bei schwachen Bädern geringer ist,
als bei starken (Analysen darüber liegen noch nicht vor). Ob aber
um dieser problematischen Ersparniss willen der Gebrauch schwacher
Bäder anzurathen sei, ist fraglich. Ein schwaches Bad erschöpft sich
rasch, es wird mit jedem Bogen silberärmer und bald sinkt sein Silber-
gehalt auf eine Stufe, wo er zur Sensibilisation des Bogens nicht mehr
genügt, und dann matte und flaue Bilder giebt.
Ein starkes Bad wird ebenfalls durch den Gebrauch silberärmer,
doch bei Weitem nicht so rasch wie ein schwaches. Es lässt sich
daher ohne Störung bis zum letzten Tropfen aufbrauchen. Ein
schwaches Bad erfordert ein langes Sensibilisiren, ein starkes Bad
sensibilisirt rasch und giebt Blätter, die namentlich in trübem Licht
viel brillanter copiren, als die auf schwachen Bädern sensibilisirten.
Wer mit einem schwachen Bade arbeiten will, der beachte das
Gesagte, prüfe zeitweise dessen Stärke (s. u, die Silberprobe) und. füge
öfter frisches Silbersalz zur Verstärkung hinzu, Starke Bäder er-
fordern diese Umstände nicht.
Der Silberverbrauch im Positivprocess ist von besonderem Interesse.
Er hängt von verschiedenen Factoren ab, einerseits vom Salzgehalt,
WU