. Der Positivprocess.
Copiren unvollkommener Negative. Die hier gegebenen
Copirregeln genügen für ein vollkommenes Negativ, welches brillante
und doch nicht zu dichte Lichter und detaillirte Schatten zeigt.
Nun giebt es aber oft flaue Negative, bei denen alle Details in
den Lichtern schon erschienen sind, ehe die Schwärzen hinreichende
Kraft zeigen. Diese copirt man am besten unter einer Scheibe von
grünem Glase. Die Erfahrung hat nämlich gezeigt, dass bei mattem
Lichte die Contraste in solchem Falle stärker werden, d. h. die Schwärzen
dunkler, die Lichter heller. Man kann auch das flaue Negativ auf
der Rückseite mit Negativlack überziehen, der mit etwas Chry-
soidin gelb gefärbt ist. Dieser Lack schwächt das Licht ähnlich wie,
eine grüne Scheibe. Dann giebt es auf der andern Seite zu harte
Negative, die total verbrannte Schwärzen zeigen würden, wenn man
sie bis zur Erscheinung der Details in den Lichtern copiren wollte.
Hier kann man nachhelfen, indem man die schwarzen Flächen mit
passend ausgeschnittenen Pappdeckeln (Masken) zudeckt, wenn sie
hinreichend intensiv sind, und die Lichter weiter exponirt. Besser
noch ist Decken der dünnen Stellen auf der Rückseite mittelst Tusche.
Kleinere Partien in den Lichtern, die nicht durchcopiren wollen,
können auch mit Hülfe eines Brennglases (bei Sonnenlicht) heraus-
gebracht werden.
Ueber das Copiren mit mehreren Negativen (Combinations-
druck). Es kommt zuweilen vor, dass man zu einer Copie mehrere Nega-
tive gebraucht, indem man von jedem Negative nur einzelne Theile be-
en nutzt, ähnlich wie man beim Stein-
druck mehrere Platten auf dasselbe
Blatt druckt. Arbeiten der Art er-
fordern grosse Accuratesse.
Man nimmt dazu einen Rahmen
der einen um gute Charniere dreh-
baren Deckel X hat. An diesen
wird das Negativ N durch Schrauben
befestigt. Das Papier P befestigt
man an dem unteren Theil K mit-
telst Gummi (s. Fig. 6).
Will man z. B. ein Portrait mit natürlichem Landschaftshinter-
grund copiren, so copirt man in obigen Rahmen zuerst das Portrait,
indem man auf der Platte alles Uebrige mit schwarzem Lack zudeckt.
Jetzt legt man das Landschaftsnegativ ein, bei dem es entgegen-
gesetzt zu dem vorigen, darauf ankommt, den Raum zu decken, den die
Figur einnimmt. Zu diesem Zwecke macht man von dem gedeckten
Portrait-Negative eine Copie, schneidet die Figur recht genau aus,
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