50 Die Positivprocesse.
dass man den Endpunkt der Fällung in der trüben Flüssigkeit sehr
schwer erkennen kann. Von diesem Fehler ist die folgende Methode
des Verfassers frei.
Diese Methode gründet sich auf die eigenthümliche Wirkung
des Jodkaliums auf Silberlösungen einerseits und auf salpetrige Säure
andererseits. Setzt man Jodkalium zu Silberlösungen, so wird gelbes
‚Jodsilber niedergeschlagen; setzt man Jodkalium zu einer Mischung
von verdünntem Stärkekleister und Salpetersäure, die etwas sal-
petrige Säure enthält, so scheidet sich augenblicklich Jod aus,
das die ganze Flüssigkeit tief blau färbt.
Setzt man nun Jodkaliumlösung zu einer Mischung von Silber-
lösung mit Salpetersäure und Stärke, so gehen beide Processe
gleichzeitig vor sich, es bildet sich Jodsilber, welches sich nieder-
schlägt und freies Jod, welches die Flüssigkeit bei Gegenwart von
Stärkelösung blau färbt. So lange aber noch freies Silbersalz in
Lösung ist, verschwindet diese blaue Farbe beim Umschütteln so-
gleich, und die Flüssigkeit erscheint dann rein gelb. Fährt man
nun mit dem tropfenweisen Zusatz von Jodkaliumlösung fort, so
kommt man bald an einen Punkt, wo die anfangs sichtbare blaue
Färbung beim Umschütteln nicht mehr verschwindet, sondern stehen
bleibt: dann ist alles freie Silbersalz ausgefällt,
und aus der Menge der verbrauchten Jodkaliumlösung kann man dann
leicht die Menge des gefällten Silbers bestimmen. Der Punkt, wo
alles Silbersalz ausgefällt ist, lässt sich so durch die blaue Färbung
mit überraschender Genauigkeit erkennen, ein einziger
Tropfen Jodkalium im Ueberschuss genügt, die ganze Flüssigkeit
intensiv und dauernd blau zu färben. (Ist Jodsilber in grösserer
Menge vorhanden, so ist die Färbung mehr grün als blau.)
Um nun diese Bestimmung praktisch auszuführen, stellt man sich
eine Jodkaliumlösung dar, die in 1023,4 ccm genau 10 g chemisch
reines getrocknetes Jodkalium enthält. 100 ccm dieser Lösung fällen
genau 1 g Silbersalpeter, so dass, wenn man einen Cubikecenti-
meter Silberlösung zur Probe abmisst, jeder Cubikcentimeter
Jodkaliumlösung 1°% Silbersalz angiebt.
Diese Lösung füllt man vorsichtig unter Vermeidung von Blasen
in eine schief gehaltene Mohr’sche Quetschhahnbürette a, welche
in */„ ccm getheilt ist (s. Fig. 12), spannt diese dann in den Halter S,
öffnet den unten angebrachten Quets.chhahn % (diese Quetsch-
hähne sind äusserst bequem; man hat es mit Hülfe derselben ganz
in seiner Gewalt, durch stärkeres oder leiseres Drücken einen ganzen
Strahl oder einen einzigen Tropfen ausfliessen zu lassen) durch Drücken
auf die Knöpfe kk weit und lässt ablaufen, bis die untere Krüm-
‘}