N IIT. Kapitel.
Theile) kleiner wie die der centralen Theile dieser Linse; die Folge
davon ist, dass z. B. ein quadratisches Netz in seinen Randparthien
stärker vergrössert (auseinandergezerrt ist) wie die Mitte. Die äussern
Seiten dieses Quadrats erscheinen also concav (oder wie man es hier
nennt „Pin cushion“ Nadelkissenform). Benutzt man aber die-
selbe Linse, um damit das Bild eines entfernten Objectes (Netzes) zu
betrachten, indem man das von der Linse erzeugte reelle Bild in die
deutliche Sehweite des Auges bringt, so erscheint die Verzerrung des
Netzes die entgegengesetzte, das Randbild. ist hier kleiner als
das Centralbild, daher die Aussenseiten des Quadrates convex er-
scheinen müssen! (Man nennt dies hier Barrel shaped, d. h. ge-
formt wie die Dauben eines Fasses.) Der Grund ist leicht einzu-
sehen, das reelle Bild eines Objectes, falls dieses kleiner wie das Ob-
ject ist, muss in seinen Randstrahlen, wenn es in der Distortion unter-
corrigirt ist, noch kleiner sein wie das Mittelbild, siehe Fig. 27, Al-
gemein gilt die Regel, wenn das reelle Bild in seiner Verzerrung
Fig. 27.
cConvex erscheint (es ist gar nicht convex, es ist nur per-.
spectivisch verzerrt), so erscheint das virtuelle Bild derselben
Linse concav, und umgekehrt. Es ist natürlich auch der Fall mög-
lich, dass die sphärische Aberration der Randstrahlen genau so gross
und nach derselben . Richtung stattfindet, wie diejenige des zweiten
Cardinalpunktes, in diesem Fall findet keine Distortion statt, da
Brennweitengleichheit stattfindet, trotz der anderweitig vor-
handenen Aberrationen! Es ist daher das Freisein von Aberration der
Cardinalpunkte allein kein Criterium für das Freisein der Linsen
von. „Distortion“. Es ist nur dann der Fall, wenn gleichzeitig
auch die sphärische Aberration der Randstrahlen vernichtet ist! Aber
ist nach obigem Beispiel keineswegs auf diesen Fall des vollständigen
Aplanatismus beschränkt! Ich muss noch erwähnen, dass manche
Schriftsteller über diesen Gegenstand diese Abweichung „Distortion“
mit der Bildwölbung verwechselt haben (worauf auch schon früher
Herr Prof. Hermann Vogel aufmerksam gemacht hat, und den Aus-
druck „Bildwölbung“ eingeführt). Diese Herren sind jedenfalls zu
diesem Irrthum dadurch verleitet worden, dass sie (ohne hinreichend
eingehende Untersuchung: vorzunehmen) das optische Bild eines Ob-
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