170 VIL. Kapitel,
Längenaberration untersucht, so untersucht man die sphärische Längen-
aberration. Erscheint nämlich das Flammenbild in der Stahlkugel
von einem Lichthof umgeben, so findet sphärische Aberration statt.
Man erblickt in diesem Fall ein völlig scharfes Bild der Flamme
von einem Nebel umgeben und nicht, wie manche Gelehrte glauben,
dass die sphärische Aberration die Contouren der Bilder ver-
waschen mache; dieser Fall tritt dann ein, wenn technische Fehler
auftreten, und zwar wenn beim Poliren der Linsen Sünden gegen die
genauen Rotationsflächen der Linsenflächen begangen sind, sind da-
gegen Flächenfehler im Hauptschnitt der Fläche begangen, so ist der
Effect derselben genau derselbe Nebel erzeugende wie derjenige der
sphärischen Längenabweichung. Man kann diese Fehler dann nur
durch die Untersuchung der Flächen mit einem Fühlhebel oder Probe-
glas constatiren. Blendet man, bei vorhandener sphärischer Aber-
ration, den Rand der Linse genügend ab, so erscheint das vorher
im Nebel eingebettete scharfe Bild der Flamme sowohl scharf wie
auch klar, ohne allen Nebel; entfernt man die Blende und setzt dafür
eine Blende ein, welche die Mitte der Linse abblendet und den Rand
freilässt, so erblickt man einen mehr oder weniger verwaschenen
Lichtring.
Verändert man jetzt die Focalstellung des Oculars, so kann man
den Lichtring zu einem Bilde der Flamme zusammenziehen, das aber
viel weniger scharf contourirt erscheint, als das centrale Bild. Die
Differenz beider Einstellungen ergiebt nun das Quantum der vor-
handenen Aberration, die Richtung, in der die Bilder liegen, den
Charakter, ob unter- oder übercorrigirt. Liegt das Randbild der
Linse näher, wie das centrale, so findet Untercorrection, im andern
Fall Uebercorrection. Soweit scheint dies nun ein recht hübsches
Mittel zur Untersuchung der sphärischen Aberration, es hat nur leider
den grossen Fehler, dass es durch die Accommodation des Auges stark
beeinflusst wird, sowie auch dadurch, dass der centrale Strahlenkegel
so spitz ist, dass eine erhebliche Verschiebung des Oculars fast gar
keinen Einfluss darauf hat, während der Randkegel zu schlecht con-
tourirt ist, um eine sehr scharfe Einstellung zu gestatten. Es ist
völlig unbegreiflich, dass ein so ausgezeichneter Optiker, wie Fraun-
hofer es war, dieses und kein besseres Mittel angeben konnte. Kellner,
der Erfinder der orthoskopischen Oculare, machte bereits auf diesen
Punkt aufmerksam und empfahl „Das Kind mit dem Bade auszu-
schütten“. Ich habe mich daher eingehender mit dieser Frage
beschäftigt und machte ein sehr feines Verfahren, welches auf
Diffraetion beruht, im Jahre 1861 in Poggendorff’s Annalen Band CXITL,
pag. 502, bekannt; dies Verfahren ist fein genug, um auch die für