172 VIL Kapitel,
unterscheiden, da das Paar «co, nahe die doppelte Winkelgeschwindig-
keit der Bilder beim Verstellen hat, als das Paar P8,.
Ist Coma vorhanden, so zeigt sich dies dadurch, dass das Paar,
deren Vereinigungspunkt im Hauptschnitt liegt, beim Focussiren sich
entweder von der Axe weg oder zu derselben bewegt (je nachdem
die Coma liegt), so dass dieser Vereinigungspunkt nicht mehr auf der
Verbindungslinie der beiden andern Strahlen liegt! Siehe Fig. 53b,
sowie Fig. 31ab. Es ist selbstredend, dass bei all diesen Mani-
pulationen ausser der Axe der Linsenträger immer so um seine
verticale Axe geschwungen werden muss, dass das leuchtende Object
immer von neuem eingestellt werden muss. Alle diese Aberrationen
kann man natürlich an den vorhandenen Theilungen numerisch be-
stimmen, wenn man es nöthig findet. Nun ist aber ein Fehler bei
diesem schwingenden Apparate ganz übersehen worden, den übrigens
alle schwingenden Apparate gemein haben. In Folge des Schwingens
und Einstellens auf dieselbe Objectdistance stellen diese Apparate nicht
etwa das Bild einer Ebene als Ebene wieder als fehlerfrei dar, sondern
bilden das Object einer Hohlkugel mit dem Radius der Objectdistance
als Ebene ab. Die Folge davon ist, dass ein möglicht fehlerfreies
Linsensystem auf diesem Prüfungsinstrument in der Wirklichkeit eine
Bildwölbung von der Ordnung dieses Radius zeigt. Ich habe daher
die Veränderung dieses Apparates in Vorschlag gebracht (die auch
durchgeführt ist), dass der Apparat nicht schwingt, sondern dass
Ocular und Object beide sich senkrecht zur Hauptaxe in je einer
Ebene bewegen. Es bleibt dann immer noch ein sehr kleiner Fehler
dadurch übrig, dass das Sehfeld des Oculars selbst gewölbt ist. Aber
auch diesen Fehler kann man beseitigen, wenn man es wünschens-
werth findet, indem man eins meiner aplanatischen Oculare mit
ebenem Sehfeld so anbringt, dass die Mitte des Ocularbildes um den
Drehpunkt der Ocularbefestigung schwingt.
Die Figuren 53b und € stellen die Erscheinungen dieser Aherrationen
dar. Zur Untersuchung der Distortion (die bei genau symmetrischen
Linsensystemen übrigens überflüssig ist) benutzt man am Besten die
verticalen Linien eines grossen Gebäudes, oder wenn man diesen nicht
trauet, grosse Pendel, deren Gewicht man ins Wasser hängt, und be-
nutzt eine Visirscheibe, auf welcher ein Liniennetz auf einer Theil-
maschine eingerissen ist. Kommt es auf noch viel grössere Genauig-
keit in mässiger Distance an, so kann man ein genaues Liniennetz,
das an einer ebenen, verticalen Wand aufgetragen ist, photographiren
und die Photographie mit Mikroskop und Comparator untersuchen,
wie es zum Beispiel mit einem meiner früher für den Venusdurch-
gang gemachten Linsencombination geschehen ist. Bei der vorher