Untersuchung auf technische Fehler. 175
Theil der Linsenfläche erstrecken, höchst schädlich für die Klarheit
und Deutlichkeit der Bilder. Man kann dieselben sehr leicht sehen,
wenn” man Abends (also im Dunkeln) die Linse auf ein entferntes Licht
richtet, dann die Visirscheibe herausnimmt und das Auge an die Stelle
des Bildes des Lichtes bringt, so dass das Bild des Lichtes auf die
Iris des Auges des Beschauers fällt. In diesem Fall sieht der Be-
schauer das Linsensystem mit einem intensiven Lichtglanz übergossen.
Bewegt man dann den Kopf ein wenig seitlich, so verschwindet dieser
Glanz. Es kommt nun darauf an, die Linse im Augenblick des ver-
schwindenden Glanzes zu beobachten. Sind nämlich Schlieren im Glase
vorhanden, so erscheinen dieselben (ihrer genauen Form nach) hell
auf dunklem Grunde! Dieses Mittel ist ziemlich empfindlich; man
kann z. B. mit Leichtigkeit die Schlieren sehen, wenn Jemand seine
Hand unterhalb des Objectives hält, welche dadurch entstehen, dass
die warme, feuchte Luft von den Händen aufsteigt. Wenn Bläschen,
Quarzkörner, Crystalle in der Glasmasse der Linsen sich befinden, so
ist das nicht hübsch, es nimmt jedoch nur einen so kleinen Theil des
auffallenden Lichtes weg, dass der wirklich angerichtete Schaden gleich
Null ist. Ganz etwas Anderes ist es aber, wenn die Glasmasse der
Linsen schlecht gekühlt ist (wie früher meistens die Pariser Gläser).
Die Glasmasse erhält dadurch eine doppeltbrechende Eigenschaft, die
um so nachtheiliger wirkt, je unregelmässiger dieselbe vertheilt ist.
Um eine Linse auf diesen Fehler zu untersuchen, bringt man dieselbe
in einen Polarisationsapparat, erscheint die Linse in polarisirtem Licht
mit schwarzem Kreuz auf hellem Grunde oder umgekehrt, und ist
dies Kreuz ganz symmetrisch, so mag der Fehler für photographische
Linsen passiren, erscheint aber das Kreuz unre gelmässig oder
gar farbig, dann ist der Fehler so gross, dass eine solche Linse
cassirt werden sollte. Da nicht Jedem ein Polarisationsapparat zur
Disposition steht, so kann man sich dadurch helfen, wenn man als
Polariseur eine glänzende, schwarze Fläche, schwarzes, lackirtes Leder,
Wachstuch, selbst eine gut polirte Tischplatte von dunklem Holz ist
brauchbar dazu, nimmt, und das Licht vom Fenster ungefähr unter einem
Winkel von ungefähr 40° darauf fallen lässt, dann die zu untersuchende
Linse zwischen diese reflectirende Platte und das Auge bringt, und
ein kleines Kalkspathprisma vor das Auge hält und dieses um seine
Axe dreht. Man sieht dann, wie das Licht, welches von der Platte
reflectirt wird, abwechselnd hell und dunkel wird; nimmt nun das
Licht, welches durch die photographischen Linsen fällt, gleichmässig
Theil daran, so ist das Linsensystem für die vorliegenden Zwecke gut
genug gekühlt, wenn nicht, so zeigen sich die oben beschriebenen
Erscheinungen. Besser noch, als das vom Tisch reflectirte Licht,