Untersuchung auf technische Fehler. 47(
Erscheint er aber gelb, oder gar braungelb, oder grüngelb, dann ist
das Material der Linsen in Bezug auf actinische Strahlen schlecht zu
nennen. Nachdem wir die hauptsächlichsten Fehler des Linsen-
materials betrachtet haben, gehen wir zu den Fehlern des Schliffes
und der Politur der Linsen über. Um zu untersuchen, ob eine Linsen-
fläche im Allgemeinen recht klar ist, sieht man durch die vorher
wohl gereinigte Linse gegen helles Tageslicht, sorgt aber dafür, dass
das helle Licht schräg durch die Linse und nicht direct ins Auge
fällt, und bringt hinter der Linse, in einiger Entfernung, einen recht
mattschwarzen, möglichst wenig beleuchteten Grund an, gegen den der
(nöthigenfalls durch eine Lupe verschärfte) Blick durch die Linse
fällt. Man sieht alsdann auf dunklem Grunde alle Unvollkommen-
heiten der Politur (soweit dieselben der Durchsichtigkeit schaden)
hell beleuchtet! Es kommt nun darauf an, sind dieselben sehr
zahlreich oder nicht. Im erstern Fall sind dieselben in doppelter
Richtung nachtheilig, sie nehmen Licht fort und zerstreuen es schädlich
über das Sehfeld. Sind dieselben nicht zahlreich, so haben sie nichts
zu bedeuten. Je glänzender, tiefer und reiner die Politur ist, je
besser ist solche. Ich selbst benutzte für meine eignen Zwecke die
viel schärfere Probe in reflectirtem, direeten Sonnenlicht, mit Hülfe
einer Loupe. Eine ganz tadellos polirte Fläche ist kaum unter einem
Mikroskope sichtbar; doch hält sich eine solche Schönheit nur kurze
Zeit gegen äussere, zerstörende Einflüsse. Hier bei Ross werden alle
Flächen in einem dunklen Raum bei nur einer Lichtflamme unter der
Loupe untersucht, ob dieselben fehlerfrei sind, eine Probe, die nächst
dem Sonnenlicht wohl eine der schärfsten ist. Diese Untersuchung
bezieht sich natürlich nur auf die Reinheit der Politur, nicht aber
auf die geometrische Richtigkeit der Gestalt! Diese kann direct
nur mit Hülfe geeigneter Fühlhebel oder Probegläser (mit Hülfe der
Newton’schen Farben oder noch feiner mit Hülfe monochromatischen
Lichtes) geschehen, doch werden bis jetzt wenigstens photographische
Linsen zu schlecht bezahlt, um so feine Proben in Anwendung bringen
zu können! Es mag erwähnt sein, dass es gar keine Schwierigkeit
hat, mit monochromatischem Licht das Quantum Glas nachzuweisen,
das ein derber Strich mit dem blossen Finger von einer accuraten
Glasfläche entfernt hat und das als flache Furche erscheint, sowie man
in den von mir construirten Fühlhebel bereits den Effect der An-
näherung der Hand an eine Linsenfläche sehr deutlich sehen kann,
dadurch, dass sich dieselbe hügelartig gegen die Hand erhebt (in
Folge der Anschwellung durch die von der Hand ausgehende Wärme),
noch ehe irgend eine Berührung stattgefunden hat! Die Instrumente,
welche man unter dem Namen „Fühlhebel“ in physikalischen Cabi-
Schroeder, Photographische Optik.
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