CO II. Kapitel.
zu schneller Exposition kommen bekanntlich nicht alle die feinen
Details zur Geltung, welche ein möglichst fehlerfreies actinisches Bild
zu liefern im Stande ist! Exponirt man ungewöhnlich lange (wie es
z. B. in der Astrophotographie vorkommt), so kommen noch Strahlen
im Spectrum zur Wirkung, welche bis zur Linie Q im Ultraviolett
liegen (falls die angewandten Glassorten actinisch durchsichtig genug
sind) und wenn dann ein grosses secundäres Spectrum vorhanden ist
(wie bisher), so werden die Photographien dementsprechend unscharf,
so dass z. B. das Bild eines Fixsterns allmählich an Dimension
zunimmt! Es ist daher in dieser Richtung (ein leider bis jetzt von
den Astronomen noch ignorirter Vortheil), wenn das Spectrum nicht
allein einmal zusammengeklappt ist, wie bei den Doppelachromaten,
sondern zweimal zusammengeklappt wie bei den erwähnten 3fachen
Achromaten aus den 3 Glasarten, wie oben erwähnt. Alle diese
Achromate, welche ein so stark verringertes secundäres Spectrum
haben, dass nicht 2, sondern 3 Strahlen -in demselben zugleich ver-
einigt sind, also nur ein tertiäres Spectrum übrig lassen, werden nach
Prof. Abbe „Apochromate“ genannt, unter welchen natürlich auch
die Doppelachromate zu zählen sind, wenn deren Materialien geeignet
sind, das secundäre Spectrum zu vernichten. Bei einem Apochro-
maten darf natürlich von einer Focusdifferenz überhaupt keine Rede
sein, und sind zugleich auch die actinischen Strahlen achromatisirt.
Im ersten Theil der vierten Auflage von Prof. H. W. Vogels Hand-
buch der Photographie finden sich auf Tafel XI Aufnahmen des Sonnen-
spectrums mit gewöhnlichen und farbenempfindlichen Platten, welche
das Obige bestätigen.
Die gewöhnlichen Platten reichen bei 5 Secunden Expositionszeit
wenig weiter wie die Linien G, und F. KEin Achromat, bei dem diese
beiden Farben zusammenfielen, wäre also für die gewöhnliche Gelatin-
Platte und Momentaufnahmen genügend achromatisirt. Wollte man
aber Momentaufnahmen mit einer Jod-Eosin-Gelatine-Platte machen, so
würde schon eine bedeutende Abweichung zwischen den Linien Du. E
entstehen! Noch viel schlimmer erginge es aber einer solchen Linse,
wenn man mit derselben Platte 30 Secunden oder gar noch länger
belichten wollte, da würde das Bild völlig unbrauchbar werden. Hätte
man aber die Linien D und G zur Coincidenz gebracht, so würde die
Aufnahme mit allen 3 Platten-Arten kein schlechtes Bild ergeben
haben, denn ausserdem zieht sich das ganze Spectrum sehr stark zu-
sammen, wenn man es so zusammenklappt, dass G mit D zusammen-
fällt, während, im Fall H mit G zusammenfällt, das Spectrum um einen
Punkt zwischen G und H zusammengeklappt wird, das ganze lange
Stück von G bis A vollständig hinausragt über die Punkte H G!
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