116 Geschichte
NM,
„gethan , denn man muß vermuthen , daß der h. Pau- .
„lus und Petrus im Himmel eben so stark als hier.auf |
„dem Bilde erröthen , aus Scham darüber, daß ihre mn
„Kirche von solchen Leuten, wie ihr seyd, regirt wird". es
.. Esist nun nichts mehr übrig, als daß ich noch "
vom Style Raphaels rede: eine Materie, welche s
Miangs so vortrefflich abgehandelt hat, daß ich meine "
Leser gern ganz auf ihn verweisen möchte. Jh glaube
daher auch keiner Entschuldigungen zu bedürfen, wenn |
man hier ohne Schwierigkeit die Gedanken und häufig ;
sogar die Ausdrücke jenes tiefen Beurtheilers wieder? j
findet. Wo ich etwa von ihm abweiche, da geschicht ij
es aus feiner andern Ursache, als weil er zuweilen vor .
seinem Enthusiasmus hingerissen , sich über die Grän? 4
zen der Sinne erhebt und das weite Gebiet der Phan- N
tasie durchfliegt , da ich hingegen gern immet festen Fuß “
auf der Erde behalte. |
Raphael hatte in seiner Jugend , wie alle, welche
die Genauigkeit lieben , eine gewisse fleissige Behand-
lung an sich , die leicht in das. trockne und knechtische
ausartet. Ich gestehe dem Mengs gern zu, daß er in
diesen frühen Zeiten die wahre Schönheit nicht gekannt
hat. Ullein in der Folge gelangte er dazu , und es
fällt in die Augen, daß er sie nicht in der Anmuth und
Lieblichkeit , sondern im Erhabnen sucht. MMengs
scheint ihn zwar darüber zu tadeln, daß er von dem
Schönen der Antiken nicht genugsam Vortheil zu zie?
hen gewußt, und daß er die Schönheit nur in der Na-
tur aufgesucht habe; aber ich glaube, wir müssen hie-
gey nicht vergessen, daß im Zeitalter Raphaels noch
nicht so viele alte Statuen wieder ans Tageslicht gezogen
waren, als zu den Zeiten des Guido Reni. Auch
paßt diese Bemerkung nur auf seine jugendlichen und
weiblichen Gesichter; denn was seine Philosophen und
Ayo-