140 Geschichte
same Stellungen, die bey einem großen» Schein. von "4
Handlung im Grunde wenig thaten, dem Betrachter Er
die ganze Verkettung der Muskeln, die Schwingungen Fn
der Flechsen und beynahe das Knochengebäude selbst zu det
ossenbaren. Dieser Absicht zu lieb seßte er Schönheit, a
Anmuth, Farbengebung und Helldunkel, als unterge? vis
ordnete Theile der Kunst, hintan. ee
Diese Art zu mahlen konnte eher ein Gegen? se
stand der Bewunderung als des Wohlgefallens seyn, da
und sie fand auch bey Lebzeiten Raphaels wenig Ein- it
gang in Rom. Dieser hatte eine große Partey, wel- Ww!
che er zum Theil durch seine unvergleichlichen Verdien? u
ste, noch mehr aber durch seine gefälligen Sitten und ii
durch die sanfte Gewalt eines schönen Herzens an sich il
fesselte. Michelangelo ging mir Wenigen um 3 indessen“ 1]
bildete sich voch um ihn her eine Gegenpartey wider die h
Anhänger Raphaels. Site bestand meistens aus Tos- a
canern , die jenen als das Oberhaupt der neuen Floren ll
tinischen Schule ansahen, und sich an seine Person 1
auzuschließen suchten , indem sie seinen Styl nachahm-
ten. Er hatte zwar viele Feinde in Rom: sein großer hn
Ruf zog ihm schon unter der Regierung Julius be
des zweyten und. Leo des zehnten die Eifersucht und vo
dein Haß des Baumeisters Bramante zu. In der se
Folge, als ihm die Oberaufsicht über den Bau der Ny
Peterskirc<e anvertraut ward, brach die Erbitterung au
gegen ihn noch viel heftiger und allgemeiner aus. Al- y
lein da er auf gewisse Weise von den Medici erzogen
worden war, so wurdeer unter den Päbsten aus ihrem
Hause, Leo und Clemens , als ihr Eigenthum betrach-
tet. Was aber mehr als alles übrige seinen Despo-
tigmus in den Künsten befestigen half, war ein, in
nunabläßiger Thätigkeit hingebrachtes Leben von beynah
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