Full text: Die Geschichte der Römischen und Florentinischen Schule enthaltend (2. Abtheilung, I, 1. Band)

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werden, worüber, so viel ich weiß, noch niemandei % 
eingesallen ist, Raphael zu tadeln? Ich möchte ches " 
glauben, wenn man bey jenem den lebendigen Häuch . 
und das Sprechende in den Physiognomien vermißt, 
was Raphael'den seinigen zu geben wußte, so rühre es 
daher , weil er die Natur nicht genug zu Rathe zog 
und sie mit der Antike verglich, auf deren Studium er 
sich fast ausschließend beschränkte. Da Mengs mit sei- : 
ner Sinbildungskraft immer unter einem überirdischen ? 
Menschengeschlechte umherschwebte , indem er die übrig WU 
vebliebnen Meisterstücke der alten Bildhauerkunst nur d 
für Kopien von weit vollkommneren Werken ansah, so it 
suchte er seinen Figuren ein beynah göttliches Wesen i! 
zu geben, welches recht zu fassen , man sich nothwen- dy 
dig ausschwingen und ganz in seine Jdeen eindringen WU 
muß. n 
- Nicht“ gegründeter als die vorhergehende Kritik, | 
finde ich die , welche der oben angeführte Schriftsteller | 
über das Plafondstück in der Kirche des h. Eusebius . 
vorträgt". Hier sind seine eignen Worte: “Der Mah- | 
„„ler hat den Standpunkt für. den Beschauer an.der Thür ; 
„der Kirche angenommen: mithin erscheinen die Engel, . 
„welche der Thür zunächst befindlich sind , größer als . 
„diejenigen , welche dem Altare in der Länge des Bil- . 
„des die nächsten sind , der Heilige in der Mitte aber | 
„nebst den ihn tragenden Engeln am allergrößten, um | 
„anzuzeigen , daß sie von einer untern, uns nähern, 
„Region zu einer. höheren aufsteigen. Diese Bestim? 
„mung des Standpunktes widerspricht aber der Natur 
„der Sache, und der Gewohnheit des Betrachters. 
„Man wirft bey dem Eintritte in ein Gebäude nicht 
„zuerst den Blick in die Höhe, sondern um sich herum. 
Ge- 
h. Th. 1, S, 269 1. f.
	        
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