2“, Geschichte
Viele Scriftsteller , und darunter einige Neuere, vd
welche den Bortheil genossen, die ältern Werke der fa
Florentinischen und Toscanischen Mahlerey täglich be- st
trachten zu können , schildern , indem immer einer dem u
andern nachspricht, den Einfluß des Giotto auf die 7
Fortschritte der Mahlerey so, als ob nach ihm gar 0
nichts mehr in der harten und trocknen Manier seiner .d
Vorgänger zum Vorschein gekommen wäre. Allein de
dieß ist falsch ; jene Steifigkeit klebte noch vielen an, j
und die leßten Spuren derselben verlohren sich erst um
die Zeit, wo Masaccio blühte. Auf der andern Sei- 2
te erhielt sich die Nachahmung des Giotto bey den beg- 9
seren Künstlern , mit größeren oder geringeren Abwei- vo
<hungen, ungefähr bis zu eben diesem Zeitpunkte, al- 2
so ein Jahrhundert lang. |
Die Kunst verdankt ' ihm viel wegen seines na- ;
türlicheren Faltenwurfs , wegen des Ausdrucks, der 7
Weichheit und Grazie in seinen Bildern; haupt- |
sächlich aber, weil er sich zul an Verfkürzungen ?
gewagt, deren Darstellung nachßer vom Paolo Ucel- n
fo durch die darauf angewandten Regeln der Per- si
speftiv vervollkommt wurde, Giotto erwarb sich j
durch alle diese Verdienste den Nahmen eines Schülers te
der Natur. Sein Ruhm verbreitete sich auswärts: ä
er wurde von Pabst Bonifacius dem achten nach Rom 3
eingeladen *, und arbeitete daselbst viel für ihn, unter 6
andern in Miniatur gemeinschaftlich mit Oderigi aus
Gubbio 8. Viele Gründe machen es unwahrscheinlich,
daß er hierauf von Rom.zu Clemens dem fünften nach
Avignon gegangen seyn sollte, wie Vasari behauptet ".
"Sn
x, Es ist ein Versehen, wenn Vasari statt dessen Koe
XI nennt.
g. Siehe oben S. 74.
b. S. Ed, di Siena T.IH p. 90. Vergl. Lettere Senct
"TY. 11; p. 93.
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