Full text: Die Geschichte der Römischen und Florentinischen Schule enthaltend (2. Abtheilung, I, 1. Band)

Einleitung. 
Um den Verfall der Skulptur und Architektur im e! 
Zeitalter Constantins zu beweisen, fährt Winkelmann * 0 
den angeblichen Tempel des Bacchus, nahe bey der s 
Kirche der heil. Agnes. außerhalb Rom, an. Er be- t 
hauptet , es ergebe sich aus der Untersuchung der Oer- 
ter , daß dieß eine alte Kirche sey , welche Constantin 
auf Bitten feiner Tochter Constantia habe bauen lassen, 
und ist gegen Ciampini' der Meynung, dieses Werk 
schreibe sich aus Zeiten her, -wo man schon alte Denk- 
mähler einriß , um neue daraus zusammenzuseßen. Die 
Ungleichheit der Capitäler und der Säulen , und an? 
dre dergleichen Umstände beweisen wirklich, daß das 
Gebäude aus solchen Fragmenten gemacht ist. Dennoch 
kann ich mich nicht überreden , daß Constantin heid? 
nische Tempel, . vorzüglich in Rom, zerstört haben 
sollte, um Kirchen daraus zu machen. In jenen ersten 
Zeiten der Anerkennung des Christenthums wurden nicht 
einmahl die nicht religissen Gebäude der Heiden , Ba- 
siliken , Thermen u. s. w. zu diesem Endzwecke umge- 
schaffen : ein zuverläßiger Beweis , daß sich Constan- 
tin durch eine solche Schonung die Liebe der Römer zu 
erhalten , oder um richtiger zu reden , zu erwerben ge? 
sucht habe. Ungeachtet er sich selbst für das Christen- 
thum erklärte, ließ er ihnen ihren Nationalgottesdienst 
und ihre Tempel 3; ja wenn man sich auf eine Inschrist * 
verlassen darf, die jeßt nicht mehr vorhanden ist, so 
ließ er sogar den Portico am Tempel der Concordia 
wiederherstellen. Ueberhaupt findet sich bey genauer 
Untersuchung nur eine sehr kleine Anzahl von Kirchen, 
wovon man mit Gewißheit darthun kann, daß sie ehe- 
„dem 
k. T. IL p. 409 u. f. 
1. Vet. .Monum. T.1. p/133«. 
m. Marzien. Vopograph. Roman, L.11, c, IO, P« 28» 
05
	        
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