Full text: Die Geschichte der Römischen und Florentinischen Schule enthaltend (2. Abtheilung, I, 1. Band)

952 Geschichte 
ihn das Gewölbe der Capella Sellina mahlen zu lassen, 
indem sie ihn dadurch von der Bildhauerkunst zu ent? Am 
fernen hofften , wodurch er sich bey dem Pabste so gro- der] 
ße Gunst erworben hatte. Vasari * selbst, der bey und! 
der Partheylichkeit für seinen Meister dergleichen gewiß hält! 
nicht ohne Grund gesagt haben würde, gesteht, daß Pe 
Michelangelo, wegen seiner geringen Uebung im Ko- ver 
loriren , diese Last von sich abzuwälzen suchte, und an 
seiner Stelle den Raphael vorschlug. JIndessen muß? EU 
te er, um den Willen des Pabstes Genüge zu leisten, fu 
gegen seine Lust das Werk anfangen; kaum hatte er die Nd 
Hälfte davon zu Stande gebracht, so verlangte der für 
Pabst es zu sehen, und urtheilte, Michelangelo würde 7 
die andre Hälfte beträchtlich besser machen können *. Fri 
Das Ganze wurde in dem äußerst kurzen Zeitraume nie 
von einem Jahre und acht Monaten ausgeführt, ob Tm 
es gleich in mehreren Nbtheilungen mit Gegenständen de! 
aus dem alten und neuen Testament, nebst vielen Fi- 7 
guren von Propheten und Sibyllen bestand. Diese 7 
Eilfertigkeit darf aber dem Künstler selbst nicht zur Last ie 
gelegt werden , der gern länger daran gearbeitet hätte, Tw 
sondern vielmehr der Ungeduld des Pabstes, der das " 
Werk fextig zu sehn verlangte, und so weit ging, daß 
er drohte den Michelangelo. von dem Gerüste werfen zu 
lassen, wenn er nicht fortmachte. Dieser wünschte 
nachher das Gemählde trocken zu retouchiren, um ihm 
die leßte OUR NE 37607 äber auch nicht einmal 
dazu kam er, und es Piieb also auf gewisse Weise unz- 
vollendet 8, 
Mi- 
e.. Vasfari T. III, p. 230. 
f. Ibid: 
2. Im neuen Teutschen Merkur| Jahrgang 95, 
3 B. sticht eine Upologie dieses Werkes.g Es würde mich 
zu
	        
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