638 IV. Praktische Geometrie
schr unterschieden sind, so gab es auch nicht einerley,
nachdem man diese oder jene zum Grunde legte. Ein
Mittel aus mehrern zu nehmen, war ein natürlicher
Gedanke, und reichte zu, wenn man feine grosse Schär-
fe suchte, war nothwendig , wenn man nicht den Ent-
schluß gefaßt hatte, ein Maaß, das einmahl bestimmt
war , zum künftigen und zum allgemeinen Gebrauche
aufzubewahren und mitzutheilen. “Mußte man das
Maaß. für jeden Vorfall von neuem machen, so war
das erwähnte Verfahren vermöge eines Mittels wohl
das einzige, das sich durch Anschein der Gleichheit und
Billigkeit empfohl.
Ein Maaß , wie die Lateiner pes nennen, bat in
den Sprachen , die ich kenne , immer die gleichgültige
Benennung, nur die Deutschen brauchen dafür auch
von Alters her Schuh , zur Versicherung , daß sie keis
ne Barfüsser gewesen sind. Dahin gehört ein Deuts
sches Verfahren. der mittlern Zeiten , aus mehrern uns
gleichen Schuhen eine Ruthe zusammenzuseßen, und
daraus einen mittlern Schuh zu theilen. In Carl
Christian Schramm Saxonia Monumentis- viarum il»
Justrata, . . . Wittenb. 17263 c. 3. p. 1315 findet
män es beschrieben, und die Ehrfurcht, die ein gericht-
liches , für Rechte wichtiges Verfahren erfodert, ge-
bietet, es ernsthaft anzusehen. Nach der Glosse über
des sächsischen Landrechts 41]. B. -66. Artikel; Funf-
zehn Füsse machen eine Ruthe , dieselbe sollen funfzehn
Bäauern messen, wie sie“ des Morgens nach einander
aus der Kirche gehn... |
1 Aus Wehner Obl. pract. V. Meilen, wird ange-
führt: Es sollen 16 Mann klein und groß wie die un-
gefährlich aus der Kirchen gehen, ein jeder vor den
andern ein Schuh stellen, |
Eben