Full text: Mechanik, Optik, Astronomie (7. Abtheilung, [1], 4. Band)

372 Tycho und Kepler. 
fast das ganze siebenzehnte Jahrhundert durch, wich 
erst Hevels vollkommnern. 
Ueber die Bewegungen der Pläneten , befriedigte 
weder Tycho selbst, noch sein Schüler Longomontan, 
auch die tychonische Weltordnung war dabvey hinderlich. 
- Kepler war angenommen , Bewegungen der Plas 
neten aus tychonischen Beobachtungen zu berechnen. 
Wahrheitsliebe und Eifer für die Wissenschaft recht? 
fertigen ihn vollfommen, daß er des sterbenden Tycho 
Bitte nicht ganz genau erfüllte (G. d. M. 11, B. 399. 
S.). Wieviel Scharfsinn und Arbeitsamkeit Keplers 
mannichfaltige Versuche zu dieser Absicht erfoderten, 
zeigt das Buch. vom Mars, natürlich waren diese Vers 
suche alle, Geschäfft eines Einzigen. 
Ohne Tychos Beobachtungen, wäre die elliptis- 
sche Bewegung der Planeten nicht entdeckt worden, 
aber nur Kepler konnte aus diesen Beobachtungen die 
elliptische Bewegung herleiten. 
Die Beobachtungen verhielten sich ohngefähr zu 
Keplern , wie ein Block parischer Marmor zum Phi- 
dias. 
Und daß der Künstler, eh er Marmor hatte, auch 
in Holz bewundernswerth schnißte, zeigt das wylte= 
rium cosinographicum, Materiam superabat opus. 
Tycho und Kepler machten beyde lateinische Ver- 
se. Bon Tychos seinen G. d. M. I11.B. 400. S. 
Wenn mich Vorliebe für den "Deutschen nicht betrügt, 
so besaß Kepler mehr poetischen Geist. Selbst seine 
Prosa ist voll poetische Lebhaftigkeit und Dichterwiß 
zeigt sich überall bey seinen Theorien. Go hatte er 
Anlage zum Dichter wie zum Mathematiker. Keine 
von beyden führt zum Reichwerden, 
Gali
	        
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