288 I. Abtheil. Gesch. d. mechan. Bereitungen.
der Anwendung des Urins glaubten Viele, daß da-
durch das Tuch zur nachherigen Annahme der Farben
ungeschickt gemacht würde; die Erfahrung widersprach
aber dieser Meinung,“ So viel bemerkte man frey-
lich, daß zu viel und zu anhaltend gebrauchter Urin
das Tuch spröde mache. 'Der berühmte französische
Chemiker Chaptal erfand vor etlichen Jahren eine
besondere Wollseife zum Walken der Tücher. Die
gewöhnliche Seife ist immer ein kostbares Mittel.
Uebrigens hat man-die weiße Seife zum Walken feis
ner Tücher besser als die s<warze gefunden.
Das sorgfältige Abspühlen der gewalkten Tücher
in reinem Wasser darf nie vergessen werden; denn
sonst würde auch das Färben sehr schlecht gerathen.
In einer französischen Verordnung für die Färbereyen
vom Jahr 1659 wird deßwegen auch der Walkmühlen
und der Spühlung gedacht. Kaufleutesollen ihre weißen x
ungefärbten Tücher nicht eher in die Färbereyen ges :
ben, bis sie sie in den Walkmühlen gehörig haben
abspühlen lassen, |
S. 87« 1
Die römischen Fullonen verstanden freylich
das Rauhen und Appretiren (oder Poliren) der
Tücher; aber vom Sc<eeren scheinen sie noch nichts
gewußt zu haben, und jene Bereitung des Tuchs
selbst wurde erst in den folgenden Zeiten zu einer
größern Vollkommenheit gebracht. . Nach geschehes
nem Walken lockerten die Fullonen die aufgesprunges
nen Wollenfasern theils mit der Haut der Igel, theils
mit den Köpfen einiger distelartigen Pflanzen (den
Carden) auf 7"). Das Gewebe wurde dadurch wie
mit
79) Merkwürdig ist: Ameilhon , Note dans laquelle on
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