2. Bereitung der Kleidung. 365
immer rascher lief nun dieß Gewerbe vorwärts , und
da das Spinnen und Weben mit so wenig Schwiez2-
rigkeiten verknüpft war , daß es selbst Weibsperso-
nen verrichten konnten, - so waren bald mit dieser Urs
beit fast alle - Länder der Erde vertraut geworden. In
jedem Lande, in jeder Provinz von Europa wird heu
tiges Tages Flachs gebaut und Leinwand verfertigt,
odoleich die meiste Zeit wohl nur eine gröbere Sorte,
oder sogenannte Hausleinwand, zum gewöhnlis
<en (aber zum nüßlichsten) Gebrauch.
Wenn die Aegyptier ihre Isis, die Lydier ihre
Arachne, die Griechen ihre Miu erva 2c. als Er-
finderinnen der Spinnekunst aufführen, so mögen sie
dieß immerhin thun. Es war jenen Nationen viel»
leicht eigen, derjenigen Person die Erfindung zuzus
schreiben , welche sie in ihrem Lande zuerst einführte.
Noch jeßt beschäftigt sich das schöne Geschlecht am
meitten mit dem Flachsspinnen, und in der That ist
es recht artig, daß auch einem Frauenzimmer der
Dank für die Erfindung dieser Kunst zu gebühren
scheint.
Die alten Hebräer machten schon vielen Gee
brauch von der Leinwand. Priester und Leviten trus
gen gewiß fast immer leinene, und seltener baum?
wollene Kieidung (LT. 95.). Aus Aegypten und Phösx
nizien kam das Leinenzeug erst unter den Kaysern zu
den Römern. Vorher hatten diese alten Völker
Feine leinene Kleider getragen. Aber bald wurdet.
solche Kleider ihven so werth, daß sie nicht gut mehr
ohne sie seyn konnten. Schon die alten Aegyptier
hatten das Linnen mit ihren simpeln Instrumenten zu
einem so hohen 'Grade von Feinheit gebracht, als un-/
sere Spinner und Weber mit allen ihren verbesserten
und künstlichen Werkzeugen es kaum zu bringen. im
Stande