4609 11. Abtheil. Gesch. d. mechan. Bereitungen.
die "Strumpfstrickerey in Teutschland älter als in :
England und Frankreich seyn. Aber vermuthlich hat 5)
die Herzogin keine Strümpfe gestrickt, vermuthlich ,
hat sie Filet oder eine andere ähnliche Arbeit mit der “
Hand gemacht 5 und weil sie-auf diese Art sich sehr
thätig bewies , so hat man ihr hundert und mehrere
Jahre später die Ausübung einer Kunstzugeschrieben,
die zu dieser Zeit unter den Frauenzimmern sehr allge;
mein war. Gewiß ist es übrigens, daß es in Teutschs
land um die Mitte dessechszehnten Jahrhuns L
derts schon Strumpfstricker gab. Man nannte sie :
damals Hosenstricker, und dieser Name ist auch |
noch jeßt in manchen Gegenden von Niedersachsen ges
blieben 77). In Berlin hatte man um's Jahr .
1590 schon Hosenstricker 73); und so auch an 3
mehreren andern Orten. In manchen Ländern bildeten u
diese Handwerker eine eigne Gilde , wie dieß z. B. ün
noch heutiges Tages im Wirtembergischen der Fall ist. .
Es werden da Strumpfsiricker von Strumpf- ,
webern (die am Stuhle arbeiten) unterschieden;
beyde haben ihre eignen Ordnungen, beyden sind in 2
ihrem Gewerbe gewisse Gränzen vorgeschrieben. So p
dürfen z. B. die Strumpfstriker keine gewebte oder .
vielmehr keine auf Stühlen verfertigte , die Strumpfs .
weber hingegen keine aus freyer Hand gestrickte
Strumpfwaaren führen 7"). Armen Leuten ist es
jedoch
77) In Hamburg sagt man Hose Coder eigentlich
Hase, weil man das o wie a ausspricht) statt Strumpf:
und Hosenstriker (Hasenstricker) statt Strumpffstricker.
78) Fr. Nicol at, Beschreibung von Berlin. S. 176.
79) Sammlung Wirtembergischer Handwerksordnungen«
Stuttgart 1758. 8. S. 2041. die Strumpfweberordnung
vom. Jahr 17503 S,2059. Art, I4. die Sränzemder
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