Full text: Geschichte der Künste und Wissenschaften seit der Wiederherstellung derselben bis an das Ende des achtzehnten Jahrhunderts (8. Abtheilung, IV, 1. Band)

462 I1. Abtheil. Gesch. d. mechan. Bereitungen. 
und Festtagen." Auch der berüchtigte Leonhard 
Thuruneiser, welcher am Brandenburgischen Hofe 
lebte und stets in Sammet und Seide gekleidet ein? 
berging , trug schon am Ende des sechszehnten Jahr- 
hunderts alle Tage seidene Strümpfe; dieß wurde 
als etwas ganz Außerordentliches angesehen 82). 
Und so ließen sich wohl noch manche andere Beyspiele 
auffinden, welche zeigen, daß damals , und selbst 
noch viel später, seidene Strümpfe mit zur größten 
Prachtkleidung gerechnet wurden, 
Wenn der Mensc< einmal eine Kunst erfunden | 
Hat, so läßt er sie gewiß nicht lange in dem anfängs 
lichen Zustande, Er raffinirt vielmehr auf neue Ans 
wendungen und auf Vervollkommnungen. So ging 
es von jeher mit vielen Künsten; so ging es auch mit 
der Strickekunst. Man blieb nicht dabey stehen, 
Strümpfe und Hosen zu stricken; man benußkte viel- | 
mehr diese Kunst no< zu manchen andern Zwecken. 
So kam man nach und nach dahin , auf dieselbe Art . 
andere Kleidungsstücke zu verfertigen, z. B. Müßken, . 
Westen, Handschuh, Strumpfbänder, Kins | 
derkleid<en oder Pohlröcke, so wie Zeug zu : 
Manns-undFrauensröcen, jasogar Spiken. 
Man erfand neue Kunstgriffe, wodurch die Urbeit 
schneller von statten ging 3; man lernte allerley Figuren 1 
in die Strümpfe stricken , z. B. Rändchen oder Känt2 | 
djen , bunte Zwickel u. dergl. , man lernte das . 
Doppelstricken, oder die Kunst zwey Strümpfe : 
(von einer Person) zu gleicher Zeit zu strien, das 
gewöhnliche Patentstricken , das Schlangenpatent- 
stricken, das gestreifte Patentstricken, das Patent«- 
stricken 
82) Möhsen, Beyträge zur Geschichte der Wissenschaf 
ten in Brandenburg. Berlin 1783. 4« S,. 87«
	        
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